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Becher präsentiert neuen Mietrechtsentwurf
"Unser Entwurf für ein Österreichisches
Universalmietrecht bringt transparente Verträge und sichert leistbare
Mieten"
Wien
(sk) - Nachdem letzte Woche bereits die Thermenregelung im Bautenausschuss
beschlossen wurde, stellte Ruth Becher, SPÖ-Bereichssprecherin für Wohnen und
Bauten, am 04.12. bei einer Pressekonferenz den Entwurf der SPÖ für ein neues
Universalmietrechtsgesetz vor. "Wir zeigen, dass ein einfaches,
einheitliches und transparentes Mietrecht möglich ist", sagte Becher.
Der Entwurf sieht neben Neuregelungen des Geltungsbereiches, der
Betriebskosten, der Spekulationsbekämpfung und anderer Bereiche des
Mietrechts vor allem auch eine neue Preisbildung vor. Ausgangspunkt dafür ist
die in ihrer Größe und Ausstattung definierte Normwohnung, die künftig auch
ökologische und informationstechnologische Standards erfüllen muss, um einen
Basismietzins von 5,50 Euro pro Quadratmeter (exkl. USt und Betriebskosten)
zu erzielen. Der Katalog an Ab- und Zuschlägen ist überschaubar und klar
gesetzlich definiert. "Durch das neue Universalmietrecht kann ein
Mietvertrag innerhalb von 15 Minuten ausgefüllt, durchgelesen und von jeder
Person verstanden werden. Von der Rechtssicherheit profitieren Mieter und
Vermieter gleichermaßen."
Die jüngsten Entwicklungen am Wohnungsmarkt, so Becher, unterstreichen die
Notwendigkeit einer Neuregelung. "Es besteht eine absolute Schieflage
bei den Mieten", betonte Becher. Die Wohnkosten seien meistens die
größte Konsumausgabe von Haushalten. So hat eine im Jahr 2012 durchgeführte
Untersuchung gezeigt, dass die Hälfte der Mieter im Schnitt rund 40 Prozent
ihres Haushaltseinkommens für Wohnen ausgibt. Das seien enorm hohe Beträge,
die die Menschen oft belasten. Auch die Differenz zwischen verlangten und
gesetzlich korrekten Mieten klafft laut aktueller Erhebung im Durchschnitt um
71 Prozent auseinander, so Becher weiter. Überdies gebe es wegen der vielen
unterschiedlichen Rechtsanwendungsbereiche große Unklarheiten, etwa bei der
Preisbildung und den Anwendungsbereichen.
Das neue Mietrecht soll für neu abgeschlossene Mietverträge in mehr als 20
Jahre alten Wohnungen gelten. Davor gelte freie Mietzinsbildung um
Investitionsanreize zu bieten. Ausgenommen blieben nur
Genossenschaftswohnungen. Auch in bereits bestehende Vertragsverhältnisse würde
nicht eingegriffen.
Die Neuregelung bei den Betriebskosten sieht vor, dass in Zukunft
Vermögenskosten wie Versicherungen und die Grundsteuer nicht zu den
Betriebskosten zählen. Abrechnungen würden durch taggenaue Abrechnung auf die
Nutzungsdauer berechnet und daher nicht mehr auf den Nachmieter zurückfallen.
Becher abschließend: "Dieser Entwurf kann als modernstes Mietrecht
Europas für Rechtssicherheit und Leistbarkeit die rechtliche Basis bieten,
die im 21. Jahrhundert als Selbstverständlichkeit angesehen werden
sollte."
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Singer: Leistbares Leben ist wichtiger und wesentlicher ÖVP-Schwerpunkt
ÖVP-Bautensprecher: Setzen auf gemeinsame Lösungen -
Arbeitsprogramm der Bundesregierung ist Auftrag für konstruktive Lösung
Wien
(övp-pk) - "Leistbares Leben war und ist wichtiger und wesentlicher
Schwerpunkt der ÖVP. Die Vorstellungen der SPÖ zu einem neuen Mietrecht
liegen uns nun vor. Wir werden uns diese Vorschläge genau ansehen und in
Folge unsere Vorstellungen mit dem Koalitionspartner diskutieren", zeigt
sich ÖVP-Bautensprecher Abg. Hans Singer überzeugt davon, "dass wir im
Sinne des Auftrages der Koalitionsvereinbarung zu einer guten gemeinsamen
Lösung im Sinne der Bürgerinnen und Bürger kommen", so Singer in einer
Reaktion auf die Pressekonferenz von SPÖ-Bautensprecherin Becher.
"Für uns gilt nach wie vor: wir wollen die guten und konstruktiven
Verhandlungen weiter fortsetzen, um gemeinsam zu einer Lösung zu kommen, die
für die Bürgerinnen und Bürger von Vorteil ist", fuhr Singer fort.
"Wir werden bei der nächsten Verhandlungsrunde auch auf die Bedürfnisse
und Anforderungen der Bundesländer eingehen, nachdem das SPÖ-Papier doch im
Wesentlichen auf die Stadt Wien fokussiert ist", kündigte Singer
abschließend an.
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Schrangl: Trauriges
Schauspiel wird zur unendlichen Posse
Gemeinsamer Entwurf von SPÖ und ÖVP müsste schon lange am
Tisch liegen
Wien
(fpd) - Als "trauriges Schauspiel, dass man nur mit Befremden betrachten
kann", bezeichnet der Bautensprecher des FP-Parlamentsklubs, NAbg. Mag.
Philipp Schrangl die unendliche Pose punkto Mietrechtsreform. "Eine
Koordination und Absprache zwischen den Regierungsparteien gibt es mehr als offensichtlich
nicht."
Zuerst scheiterte die Expertenkommission an den politisch unterschiedlichen
Auffassungen. Dann sollten SPÖ und ÖVP im Parlament gemeinsam eine Lösung
finden. "Und nun liegen - unkoordiniert mit dem Regierungspartner - die
Pläne der SPÖ auf dem Tisch", ist Schrangl über das Vorgehen von
SPÖ-Nationalrätin Becher verwundert. "Immerhin gibt es bis dato gar
keinen Termin für Verhandlungen für eine gemeinsame Vorlage", bleibt
Schrangl weiterhin beim Theatervergleich:
"Eine Schmierenkomödie sondergleichen."
"Ich erwarte mir von einer Regierung eine andere Vorgehensweise",
sieht der FP-Bautensprecher die Gefahr, dass sich SPÖ und ÖVP in ihren
Positionen eingraben. "Mit diesem heutigen Akt und der bisherigen
Aufführung sieht man deutlich, dass beide Parteien nicht willens sind, eine
gemeinsame Lösung zu finden."
Aus freiheitlicher Sicht sei ein MRG nötig, "dass zu einer
Ausgewogenheit zwischen Mieter und Vermieter führt. Mit diesem Papier müssten
Investoren in Zukunft genau rechnen, in welche Gebäude sie investieren, um
überhaupt noch eine Rendite zu erwirtschaften. Vorsorgewohnungen und Renditen
werden aber aus ideologischer Sicht von den Genossen abgelehnt", schloss
Schrangl.
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Steinhauser: ÖVP muss endlich Blockadehaltung aufgeben
Grüne fordern Mietgipfel mit allen Parteien und Mieter- und
VermietervertreterInnen
Wien
(grüne) - "Der Reformvorschlag der SPÖ im Mietrecht geht klar in die
richtige Richtung. Das Paket entspricht in vielen Punkten dem Grünen
Mietrechtsmodell", begrüßt Albert Steinhauser, Justizsprecher der
Grünen, den Entwurf. Insbesondere gesetzlich eindeutig geregelte Zu- und
Abschläge zum Basis-Mietzins sowie die Berücksichtigung des Energieausweises
sind langjährige Forderungen der Grünen und unverzichtbar auf dem Weg zu
einer fairen und transparenten Mietzinsbildung.
Steinhauser zeigt sich aber trotz des SPÖ-Vorstoßes skeptisch, dass es zu
baldigen Erleichterungen für die MieterInnen kommen wird. "An Ideen und
Konzepten hat es bislang schon nicht gemangelt. Das Problem ist, dass jeder
Reformansatz von der VermieterInnenseite heftig torpediert und von der ÖVP
blockiert wird. Die ÖVP soll sich endlich an den Verhandlungstisch begeben und
ihre Blockadehaltung aufgeben. Damit können endlich gesetzliche Schritte
gegen die unerträgliche Zuspitzung am Wohnungsmarkt unternommen werden",
meint Steinhauser. Die Grünen fordern in diesem Zusammenhang einen
Mietengipfel, an dem alle Parlamentsparteien und die VertreterInnen von
Mieter- und Vermieterseite an einen Tisch gebracht werden.
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Loacker
stellt Mietrecht-Konzept der SPÖ in Frage
Nicht alle haben Mieter die gleichen Ansprüche, deswegen kann
es die eine "Normwohnung" gar nicht geben
Wien
(neos) - NEOS Bautensprecher Gerald Loacker zeigt sich überrascht, dass nach
monatelangem Stillstand in der Mietrecht-Arbeitsgruppe des Justizministeriums
plötzlich konkrete Vorschläge hervorgezaubert werden: "Man muss sich
schon fragen, welchen Sinn solche Arbeitsgruppen überhaupt haben, wenn
dadurch ein konstruktiver Lösungsweg eigentlich nur hinausgezögert
wird."
Den Vorschlag der SPÖ kommentiert NEOS-Bautensprecher Loacker so:
"Der Vorschlag von Ruth Becher ist eine Weiterführung des derzeitigen
MRG mit einem neuen Anstrich. Allein die Definition einer Normwohnung ist
faktisch unmöglich und entspricht niemals den Bedürfnissen der Mieter, denn:
Der eine wohnt gerne im Grünen und der andere liebt die zentrale Stadtlage,
der eine besteht auf ein Vorzimmer und der andere auf eine Abstellkammer. Die
eine Normwohnung, deren Quadratmeter für alle gleich viel wert ist gibt es
nicht", gibt Loacker zu bedenken. Im Ergebnis sei der Vorschlag eine
Fortführung des Richtwertsystem -nur mit noch niedrigeren Basis-Mietzins.
"Dagegen sprechen wir uns aus. Jede Mietzinsbeschränkung führt im
Ergebnis zu teureren Mieten und weniger Wohnbau. Das ist nicht im Sinne der
Betroffenen und langfristig eine gefährliche Entwicklung!"
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Malloth: SPÖ-Entwurf zu Basismietzins bedeutet de facto Enteignung
Kritik des Fachverbandsobmannes nicht nur am
Basismietzinssatz, sondern auch an geplanter Auslagerung der Beurteilung von
Immobilienlagen an die Landeshauptleute
Wien
(pwk) - Völliges Unverständnis löst der von der SPÖ präsentierte Entwurf für
ein "Österreichisches Universalmietrechtsgesetz" bei Thomas
Malloth, Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der
Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), aus: "Der Entwurf ist nicht
ausgegoren, die einzelnen Regelungsansätze sind nicht zu Ende gedacht. Im
Grunde handelt sich um eine Agglomeration von überkommenen
planwirtschaftlichen Elementen, die in einer modernen Volkswirtschaft nichts
verloren haben", so der Branchensprecher der heimischen
Immobilienwirtschaft.
Bei seiner Kritik gehe es auch nicht darum, alleine die negativen
Konsequenzen für Eigentümer und Vermieter aufzuzeigen. Vielmehr würde der
SPÖ-Entwurf letztendlich zu einer intransparenteren Gesetzeslage führen,
wovon weder Vermieter noch Mieter profitieren würden. Vielmehr müssten dann
die Höchstgerichte bemüht werden, "um hier irgendeine Form der
Administrierbarkeit zu schaffen".
"Es ist inakzeptabel, mit der Implementierung eines so genannten
"Basismietzinses" von 5,50 Euro Enteignung schaffen zu wollen. Es
ist zur Kenntnis zu nehmen, dass das Erwirtschaften von Renditen zum Wesen
einer funktionierenden Volkswirtschaft gehört, was letztlich allen
zugutekommt", unterstreicht Malloth.
Wie realitätsfremd die Vorschläge sind, zeige sich alleine schon an der
angedachten Regelung der sog. "Lagegebietsklassen", wonach jeder
Landeshauptmann für jeden Bezirk in seinem Bundesland 5 Lagegebietsklassen
mit je mindestens 15 % des gesamten bebauten Gebietes mittels Verordnung
festzusetzen hat. "Dass der Landeshauptmann verpflichtet werden soll, in
jedem (!) Bezirk wesentliche Teile als 'sehr schlechte Lage' zu definieren,
für die dann ein Lageabschlag von 10% veranschlagt werden muss, kommt einer
Zwangsdiskriminierung einzelner Gebiete gleich. Ein solches Abschieben von
komplexen Regelungsmaterien an die Länder wird auch kaum zur Lösung der
wirklich anstehenden Problemfelder beitragen", macht Malloth dem Unmut
aus Sicht der Immobilienwirtschaft Luft.
Insgesamt sei es ein fataler Fehler zu glauben, die Stärke eines neuen
Mietrechtes liege in möglichst diffizilen, komplexen Regelungen, die für
niemanden mehr verständlich und kalkulierbar sind. "Was wir brauchen,
ist ein klar strukturiertes, transparentes System", betont Malloth
weiter: "Auch ist es endlich an der Zeit zu erkennen, dass sich viele
Probleme nur über eine entsprechende Ausweitung des Wohnungsangebotes lösen
lassen. Hierzu bedarf es entsprechender Investitionsanreize, in erster Linie
natürlich der Gewissheit, einen tragfähigen, fairen Mietzins lukrieren zu
können. Und dies wiederum können nur die Kräfte eines funktionierenden
Marktes garantieren. In diesem Sinne appelliere ich an die SPÖ, sich endlich
an einem konstruktiven Dialog zu beteiligen, anstatt sich in derart abstrusen
Gedankenexperimenten zu verlieren", fordert er.
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