Freitag, 28. Februar 2014

AK-Studie: Junge Wiener können sich Wohnen kaum leisten

AK-Studie: Junge Wiener können sich Wohnen kaum leisten

Wie eine aktuelle Studie der Wiener Arbeiterkammer ergibt, wird die Wohnungssuche für junge Menschen in Wien immer schwieriger. Wohnen wird für sie zunehmend zum Luxus – und der Trend verstärkt sich.

Hier nur drei Beispiele:
Das Projekt „Junges Wohnen“ sieht Wohnungen zwischen 45 und 55 m² vor, die aus je 2 Zimmern bestehen. Die Miete inklusive Betriebskosten (ohne Heiz- und Stromkosten) beträgt rund EUR 490,00. Die Anfang der 1950er Jahre errichteten Bauten werden auf den neuesten Stand in Bezug auf die Wärmedämmung und Komfort gebracht. 

Die Kaution liegt bei 6 Monatsmieten. Die Vergabe erfolgt nach den vom Gemeinderat am 11.12.2013 beschlossenen Richtlinien. So müssen Wohnungswerber zumindest das 16. Lebensjahr, jedoch höchstens das 35. Lebensjahr vollendet und in den letzten fünf Jahren ununterbrochenen und aufrechten ordentlichen Hauptwohnsitz in Perchtoldsdorf aufgewiesen haben. Die Mietverträge werden auf 5 Jahre befristet, eine einmalige Verlängerung um 3 Jahre ist möglich, wenn das Alterslimit noch nicht erreicht ist.

Finanzierungsbeitrag, Miete & Fertigstellung 
Die Wohnungen in der Quellenstraße 2 sind Mietwohnungen mit einer Kaufoption nach zehn Jahren und verfügen über einen zeitgemäßen hochwertigen Ausstattungsstandard. Der vorläufig kalkulierte Bau- und Grundkostenbeitrag dieser im Rahmen des WWFSG (Wiener Wohnbauförderungs- und Wohnhaussanierungsgesetz) geförderten Wohnungen beträgt ca. 465 euro pro m2 Wohnnutzfläche. Die Gesamtmiete inkl. Betriebskosten und Umsatzsteuer beträgt ca. 6,50 Euro pro m2 Wohnnutzfläche und Monat. 

Zigtausende geförderte Wohnungen werden in Wien an Menschen vermietet, die einkommensmäßig längst nicht mehr gefördert werden müssten. Junge Zuwanderer aus den Bundesländern bzw. dem
Ausland sind auf den Privatmarkt angewiesen, da der Zugang zu Gemeindewohnungen nur für bereits in Wien lebende Menschen beschränkt ist. Über 75.000 private Mietwohnungen werden um Preise vermietet,
die das Niveau der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts haben. Und das noch immer bestehende Eintrittsrecht erlaubt es, dass nahe Angehörige weiterhin mit denselben niedrigen Mieten für Jahrzehnte weit unter den tatsächlichen Kosten in diesen Wohnungen verbleiben. Michael
Pisecky, Obmann der Fachgruppe der Immobilientreuhänder in der Wiener Wirtschaftskammer: "Es gibt in Wien hunderttausende Privilegierte, die niedrigste Mieten bezahlen. Die Kosten eines Gebäudes müssen aber gedeckt werden, was vor allem zulasten Junger geht, die derzeit eine Wohnung suchen oder vor kurzem bezogen haben. Diese niedrigen Mieten müssen unter Berücksichtigung einer entsprechenden Einschleifzeit an das Marktniveau herangeführt werden. Das würde die derzeitige Schere zwischen den Privilegierten-Mieten und dem Preisniveau bei Neuvermietungen reduzieren!"


Wie eine im Auftrag der Arbeiterkammer durchgeführte IFES-Umfrage ergeben hat, bezeichneten es 71 Prozent der Befragten, bei denen es sich um junge Wiener handelte, als schwierig, eine geeignete Wohnung zu finden.

Mehr als halbes Einkommen fürs Wohnen

Und bei den Unter-25-Jährigen geht mitunter mehr als die Hälfte des Netto-Haushaltseinkommens für Miete, Energie und Betriebskosten drauf. Die AK fordert Gegenmaßnahmen.
Im Rahmen der von Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske präsentierten Studie waren Wiener Arbeitnehmer im Alter bis zu 35 Jahren, die in den vergangenen fünf Jahren umgezogen sind, um ihre Meinung gebeten worden.

Wohnungssuche in Wien schwierig

Der Traum von der passenden Wohnung ist offenbar immer schwieriger zu realisieren: 2009 erlebte etwa jeder Zweite, der umziehen wollte, die Suche als mühevoll. 2012 und 2013 war es schon für 71 Prozent der Befragten schwer – vor allem aufgrund der hohen Preise.
42 Prozent gaben an, in eine private Altbauwohnung oder in eine Neubauwohnung gezogen zu sein. Jeder Fünfte entschied sich für eine Gemeindewohnung, rund 37 Prozent für Genossenschaftswohnungen. Altbaumieten waren dabei bereits gleich teuer wie freie Marktmieten, kritisierte die AK.

Mietverträge oft nur befristet – aber nicht günstiger

41 Prozent der Mietverträge in Altbauwohnungen waren befristet, bei den privaten Neubauwohnungen waren es sogar 60 Prozent. Auch hier ortet die Arbeiterkammer Unregelmäßigkeiten. Denn die Preise von befristeten und unbefristeten Mieten seien annähernd gleich. “Den gesetzlich vorgesehenen Abschlag von 25 Prozent für Befristungen gibt es meist nicht”, berichtete Kaske. Mieter würden diesen jedoch kaum rechtlich einfordern – aus Angst davor, dass der Vertrag nicht verlängert wird.

Makler im Zentrum der Kritik

Auch die Makler werden von der AK in die Pflicht genommen. Denn 82 Prozent der Befragten, die eine Altbauwohnung von einem Makler vermittelt bekamen, sagten, dass dieser sie nicht über die gesetzliche Mietobergrenze informiert habe. Die Makler, so gab Kaske zu bedenken, wären auch dem Mieter verpflichtet – würden meist aber nur für den Vermieter arbeiten.
Laut Studie zahlen 65 Prozent der Befragten mindestens ein Drittel des Netto-Haushaltseinkommens für die “warme” Wohnungsmiete, also für Miete, Betriebskosten, Umsatzsteuer und Energie. Bei den 18- bis 25-Jährigen geht bei jedem zweiten Haushalt mindestens die Hälfte oder mehr des Netto-Haushaltseinkommens für die Miete drauf.

Forderungen der AK

“Wohnen muss billiger werden”, forderte AK-Chef Kaske heute. Er plädierte unter anderem für eine Obergrenze bei Altbaumieten. Die Höhe des Hauptmietzinses dürfe nicht mehr ergeben als den Richtwert plus 20 Prozent. Weiters müsse die Wohnbauförderung zweckgebunden und Befristungen weitgehend abgeschafft werden. Auch die Maklergebühren für Mieter sollten gestrichen werden, verlangte Kaske. Die Schaffung klarerer Erhaltungspflichten für den Vermieter soll laut AK ebenfalls auf der Agenda stehen.

Geförderte Wohnungen ohne Anspruch

Eine andere Maßnahme schlug am Freitag die Fachgruppe der Immobilientreuhänder in der Wiener Wirtschaftskammer vor. Denn in Wien seien “Zigtausende” geförderte Wohnungen an Menschen vermietet, die einkommensmäßig nicht mehr gefördert werden müssten.
75.000 private Mietwohnungen würden um Preise vermietet, die das Niveau der 1960er-Jahre hätten. Das bestehende Eintrittsrecht erlaube, dass die Mieten weiterhin unter den tatsächlichen Kosten für den Vermieter blieben. Nötig wäre hier eine Heranführung der Preise an das Marktniveau, hieß es in einer Aussendung.
(apa/red)



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