Preise von Eigentumswohnungen in guten Wiener Bezirken sind im Vorjahr nicht so stark gestiegen wie die Inflationsrate. Mietwohnungen werden mitunter um weniger Geld angeboten als im Jahr 2012.
Hoffentlich stimmt das auch, denn
die Preise sind schon in einem Maß, das schlichtweg als unanständig gelten
muss. So wie diese Regierung, die auch als unanständig gelten muss, denn sie
ist es, die diese Preise erst möglich gemacht hat und da kann die Presse nicht
daran rütteln. Die SPÖ ist nichts anderes als die neue VP.
(Die Presse)
Wien. In den vergangenen Jahren haben in kaum einer anderen
Stadt Europas die Preise für Wohnimmobilien so stark angezogen wie in Wien. Die
Mieten (bei Neuabschluss) hielten mit den Eigentumspreisen zwar nicht ganz
Schritt, doch auch sie stiegen stärker als die allgemeine Teuerung.
Dieser Hype scheint nun– zumindest in einzelnen Marktsegmenten–
abzuflauen. Das legt der ImmoDEX nahe, eine Analyse von Angebotspreisen
gewerblicher Anbieter (Makler, Hausverwalter, Bauträger) auf der Plattform www.immobilien.net. Zwar verlangten die Anbieter für
gebrauchte Eigentumswohnungen in Wien im Vorjahr durchschnittlich 3137 Euro pro
Quadratmeter und damit um 4,8 Prozent mehr als im Jahr davor; der Anstieg liegt
über der Inflationsrate von zwei Prozent. Er ist aber geringer als 2012 (5,7
Prozent).
In Tirol flachte sich der Preisanstieg
von neun Prozent (2012) auf 1,8 Prozent ab. Wohnungen kosten dort jetzt 3020
Euro pro Quadratmeter. Im Burgenland wurden Domizile sogar billiger: Pro
Quadratmeter legt man jetzt 1249 Euro hin. Nur in Kärnten, das im Jahr 2012 mit
plus 0,4 Prozent eine sehr schwache Entwicklung verzeichnet hatte, verteuerten
sich Wohnungen im Vorjahr um 3,1 Prozent und damit stärker.
Vor allem in Wien haben sich Anleger in
den vergangenen Jahren oft Wohnungen zugelegt, um ihr Geld vor der Inflation zu
sichern. Für eine entsprechende Wertsteigerung gibt es aber keine Garantie. In
den Bezirken Mariahilf und Donaustadt wurden gebrauchte Wohnungen zuletzt um
3501 bzw. 3038 Euro feilgeboten– und damit um weniger als im Jahr 2012.
Freilich handelt es sich bei den Angaben im Angebotspreise, die tatsächlichen
Preise könnten auch darunter liegen. Doch zeigt sich, dass Anbieter nicht mehr
so viel verlangen.
In der Inneren Stadt, wo gebrauchte
Eigentumswohnungen mit 9127 Euro pro Quadratmeter so viel kosten wie sonst
nirgends in Österreich, gab es einen mageren Anstieg von 0,31 Prozent. Real ist
das ein Rückgang. In einigen (noch) billigen Bezirken wie Simmering (dort zahlt
man 2041 Euro) und Favoriten (2273 Euro) gab es jedoch Preisanstiege von neun
bzw. acht Prozent. „Für eine Wiedner Wohnung bekommt man derzeit zwei in
Simmering“, rechnet Alexander Ertler von Immobilien.net vor. Das steigere die
Nachfrage in den einst billigen Bezirken.
Auch bei Neubauwohnungen bremsen sich
die Preise ein, und zwar vor allem in den teuren Bezirken. So verlangten
Anbieter für Wohnungen in der Inneren Stadt im Vorjahr „nur“ noch 15.201 Euro
pro Quadratmeter und damit um vier Prozent weniger als vor einem Jahr. Wer sich
in Floridsdorf um eine neue Wohnung umsieht, wird hingegen mit Angeboten von
3027 Euro konfrontiert, das ist ein Plus von zehn Prozent zum Vorjahr.
Mieten billiger angeboten
Auch Mietwohnungen lassen sich offenbar
nicht mehr überall so gut vermarkten wie noch 2012. In fünf Bundesländern
(Burgenland, Vorarlberg, Tirol, Oberösterreich, Niederösterreich) wurden
Mietwohnungen um weniger feilgeboten als im Jahr zuvor. Nur in der Steiermark
und in Kärnten waren die Preisanstiege mit fast vier Prozent stärker als die
Inflationsrate.
Wiener Mietwohnungen wurden um
durchschnittlich 9,84 Euro netto pro Quadratmeter angeboten. Das ist zum
Vorjahr ein Plus von 0,39 Prozent. In 13 von 23 Bezirken können sich Mieter
über günstigere Angebote freuen als 2012, und in nur drei Bezirken (Landstraße,
Penzing und Rudolfsheim-Fünfhaus) fielen die Preiserhöhungen höher aus als die
Inflationsrate. „Erste Anzeichen für diese Trendwende haben sich bereits im
zweiten Quartal 2012 gezeigt“, stellt Ertler fest. Als Grund sieht er, dass
Quadratmetermieten von zehn Euro netto offenbar eine Obergrenze für die meisten
Haushalte darstellten.
Zur heiß geführten Mietrechtsdebatte
meint er: „Gesetzliche Mietobergrenzen sind nicht notwendig, der Markt regelt
das selbst.“ Tatsächlich ist vor allem ein Teilbereich des Mietrechts
umstritten, und zwar die Richtwertmieten: Solche zahlt man meist im Altbau bei
Mietverträgen, die nach 1994 abgeschlossen wurden. Betroffen ist jeder sechste
Mieter (die übrigen leben in Gemeinde- oder Genossenschaftswohnungen,
Neubauwohnungen, haben ältere Verträge etc.).
Streit um Mietobergrenzen
In Wien macht der Richtwert 5,16 Euro
netto pro Monat und Quadratmeter aus, dazu können Zuschläge für Lage und
Ausstattung kommen. Diese sind aber sehr kompliziert und müssen nicht eigens im
Mietvertrag ausgewiesen werden. Die Arbeiterkammer beklagt regelmäßig, dass in
diesem Bereich oft zu viel verlangt werde, auch der 25-prozentige Abschlag im
Fall einer Befristung werde nicht immer gewährt. Daher sei mehr Transparenz
geboten, auch sollte man die Zuschläge zum Richtwert mit 20 Prozent begrenzen.
Letzterem können Makler und
Eigentümervertreter wenig abgewinnen. Die Ökonomen des neoliberalen Thinktanks
Agenda Austria verwiesen jüngst darauf, dass solche Obergrenzen vor allem gut
betuchten Mietern in teuren Lagen zugutekämen.
AUF EINEN BLICK
Preise.Wer
sich in Österreich um eine gebrauchte Eigentumswohnung umschaut, stößt im
Burgenland mit durchschnittlich 1249 Euro pro Quadratmeter auf die billigsten
Angebote. In Tirol, Salzburg und Wien muss man über 3000 Euro bezahlen, wie aus
dem ImmoDEX von www.immobilien.net hervorgeht. Neuwertige Wohnungen
kosten zwischen 1357 (Burgenland) und 3976 Euro (Wien). Häuser kosten zwischen
1313 Euro pro Quadratmeter (Burgenland) und 3850 Euro (Wien). Wer lieber mietet,
stößt im Burgenland auf Angebote von 6,63 Euro netto pro Monat und
Quadratmeter, in Tirol sind es 10,6 Euro.
("Die Presse", Print-Ausgabe,
17.02.2014)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen