BANKEN-KRISE
Österreich
muss die Hypo-Bank alleine abwickeln. Private Banken wollen sich nicht an einer
Bad Bank für die Hypo beteiligen, so der österreichische Finanzminister. Die
von der Regierung angestrebte Variante für den Abbau der Hypo Alpe Adria hat
sich somit erledigt.
Damit ist die von
der österreichischen Regierung angestrebte Variante für den Abbau der Hypo Alpe Adria vom
Tisch: Sie hatte gehofft, mit einer Beteiligung der Banken durch einen
buchhalterischen Trick die Staatsverschuldung möglichst gering zu halten. Es sei jedoch unklar
gewesen, ob die geplante Konstruktion den Kriterien der Statistiker entsprochen
hätte, sagte Spindelegger. Als Alternative stehe nun – so wie bei deutschen
Krisenbanken – eine Bad Bank in Staatsbesitz zur Debatte. Auch eine Insolvenz sei nicht
ausgeschlossen, sagte der Finanzminister. Dies bedroht vor allem das
Bundesland Kärnten, dass der Hypo unbeschränkt Haftungen ausgestellt hat (mehr hier).
„Es ist klar
geworden, dass dieses Bankenbeteiligungs- und dass ein Privatisierungsmodell de
facto nicht möglich ist“, sagte Spindelegger. Die Regierung hatte in
wochenlangen Verhandlungen versucht, Banken wie Raiffeisen, die Erste Group
oder die UniCredit-Tochter Bank Austria zu einer Beteiligung an einem
Abbauvehikel zu bewegen (hier). Einzelne Institute hatten jedoch bereits im Vorfeld
abgewunken. „Das kann ich gar nicht als börsennotiertes Unternehmen. Die
Aktionäre würden sich querlegen“, sagte Raiffeisen-Bank-International-Chef Karl
Sevelda der Presse.
Österreich hatte die
Bank 2009 in einer Notaktion aus
den Händen der BayernLB verstaatlicht. Das
Institut war nach einer massiven Expansion auf den Balkan im Zuge der Finanzkrise in Turbulenzen
geraten. Auch heute noch lasten faule Kredite auf der Bilanz der ehemaligen
Kärntner Landesbank.
Österreich musste
der Hypo bereits mehrfach mit milliardenschweren Staatshilfen unter die Arme
greifen (hier). Vor einigen Monaten hatte sich Österreich schließlich
mit der EU auf einen Abbauplan für das Institut geeinigt – der für die
kommenden Jahre weitere Milliardenhilfen vorsieht.
Angesichts der
jahrelangen Hängepartie wird auch eine Pleite der
Bank debattiert. Die österreichischen Bankenaufseher raten jedoch von einem
solchen Schritt ab. „Vor einer Insolvenz können wir nur warnen. Das ist ein
nicht kalkulierbares Abenteuer. Wir sollten uns orientieren an Ländern wie
Deutschland, die Banken geordnet abwickeln“, sagte FMA-Vorstand Helmut Ettl.
Bei einer Pleite der Hypo stehe der Ruf Österreichs am Kapitalmarkt auf dem
Spiel (hier).
Gerät
eine systemrelevante Bank in ernste Schwierigkeiten, bleibt dem Staat kaum
etwas anderes übrig, als sie mit Steuergeldern zu retten. Weil die Angst der
Politik vor den Folgen eines Konkurses für den gesamten Finanzplatz zu gross
ist, wird die abschreckendste aller Sanktionen, der unfreiwillige Austritt aus
dem Markt, ausser Kraft gesetzt. Noch stossender ist eine solche staatliche
Stützungsaktion, wenn ein in keiner Weise systemrelevantes Institut wie die in
Kärnten beheimatete Regionalbank Hypo Group Alpe Adria (HGAA) davon profitiert.
Ende 2009 hat der österreichische Staat die stark im Balkan engagierte Bank
übernommen, statt sie bankrottgehen zu lassen.
Ihre Rettungsaktion hat die
österreichische Republik zum einen mit der systemischen Bedeutung der Bank in
Ländern wie Bosnien-Herzegowina, Slowenien, Kroatien, Serbien, Montenegro,
Mazedonien oder der Ukraine begründet – als ob es Sache der österreichischen
Steuerzahler sei, für die Stabilität ausländischer Finanzplätze geradezustehen.
Zum andern verschanzt sich Wien hinter den Ausfallgarantien, die das Land
Kärnten der Bank eingeräumt hat. Die äusserst risikofreudige HGAA hat ihr bis
tief in die Finanzkrise vorangetriebenes Volumenwachstum im Kreditgeschäft
nicht über Kundengelder, sondern grösstenteils über Anleihen finanziert.
Um die Placierung dieser Papiere
sicherzustellen, übernahm das Land Kärnten Ausfallgarantien in Höhe von gut 20
Milliarden Euro, dem rund Zehnfachen des Landeshaushalts. Hätte der Staat nicht
eingegriffen, wäre womöglich das Land Kärnten in die Zahlungsunfähigkeit
geschlittert – so die Argumentation, die der Realität nie standhalten musste.
Heute, vier Jahre nach der
Verstaatlichung, hat sich in Sachen HGAA erstaunlich wenig bewegt. Die Politik
berät immer noch, was mit der Bank geschehen soll – das ist die eigentliche
Tragik. Offenbar ist den Politikern nicht bewusst, dass ein Neuanfang nur
möglich ist, wenn die Vergangenheit bereinigt wird. Je rascher dies geschieht,
um so vielversprechender sind die Erfolgschancen. Die ins Auge gefasste «Bad
Bank», die rund zwei Drittel des ursprünglichen Bilanzvolumens von 30
Milliarden Euro übernehmen und in den nächsten 10 bis 15 Jahren verwerten soll,
hätte man Jahre früher aufgleisen können. Den Steuerzahlern bleibt die
Hoffnung, dass ihr Engagement nicht über die knapp 12 Milliarden Euro
hinausgehen wird, die als Höchstbelastung in Rechnung gestellt wurden.
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