Häupl: Wer die
Demokratie erhalten will, muss die Armut bekämpfen!
Gedenkveranstaltung 80 Jahre 12. Februar 1934 in der Volkshalle
des Wiener Rathauses
Wien (OTS/SPW) - "Das Gedenken an
den 12. Februar 1934 ist Bestandteil jener Erinnerungskultur, der wir uns seit
geraumer Zeit befleißigen. Die Sozialdemokratie hat sich immer wieder um die
Deutungshoheit bemüht und ist Geschichtslügen entgegengetreten", betonte der Wiener SPÖ-Vorsitzende, Bürgermeister Michael Häupl am Mittwochabend im Rahmen der Gedenkveranstaltung für die Opfer der Februarkämpfe vor 80 Jahren. Gerade 2014/2015 sei auf eine ganze Reihe von geschichtlichen Ereignissen hinzuweisen: "Der Februar 1934 ist hier kein historischer Solitär, sondern steht in einem Zusammenhang. Hier gibt es eine Linie, die sich vom Verrat an den Prinzipien der französischen Revolution, über die Herausbildung des Nationalismus, den Ersten Weltkrieg bis hin zum Nationalsozialismus und der Shoah hinzieht", so Häupl. Deswegen hätten jene Kräfte, die
anlässlich des Jubiläums der Revolution von 1848 durch die Straßen Wiens marschieren wollen, auch kein Recht, dies im Namen der Freiheit zu tun: "Damals haben sie die Arbeiter verraten. Heute stehen ihre Vertreter nicht für Demokratie und Freiheit, sondern für den Abbau von Demokratie und Freiheit!", stellte Häupl klar.
Deutungshoheit bemüht und ist Geschichtslügen entgegengetreten", betonte der Wiener SPÖ-Vorsitzende, Bürgermeister Michael Häupl am Mittwochabend im Rahmen der Gedenkveranstaltung für die Opfer der Februarkämpfe vor 80 Jahren. Gerade 2014/2015 sei auf eine ganze Reihe von geschichtlichen Ereignissen hinzuweisen: "Der Februar 1934 ist hier kein historischer Solitär, sondern steht in einem Zusammenhang. Hier gibt es eine Linie, die sich vom Verrat an den Prinzipien der französischen Revolution, über die Herausbildung des Nationalismus, den Ersten Weltkrieg bis hin zum Nationalsozialismus und der Shoah hinzieht", so Häupl. Deswegen hätten jene Kräfte, die
anlässlich des Jubiläums der Revolution von 1848 durch die Straßen Wiens marschieren wollen, auch kein Recht, dies im Namen der Freiheit zu tun: "Damals haben sie die Arbeiter verraten. Heute stehen ihre Vertreter nicht für Demokratie und Freiheit, sondern für den Abbau von Demokratie und Freiheit!", stellte Häupl klar.
Es gehöre zu den natürlichen Aufgaben der Sozialdemokratie, zur Aufarbeitung
der historischen Wahrheit beizutragen. Auch heutige Entwicklungen seien in
einen Zusammenhang zu stellen: "All jene, die im Kampf für Demokratie und
Freiheit gefallen sind, wären umsonst gestorben, wenn wir nicht fragen: Welche
Lehren ziehen wir? Wie setzen wir das 'Niemals wieder' konkret um?" Aus
der
Zwischenkriegszeit wisse man gerade, welche Folgen das soziale Auseinanderfallen für eine Demokratie habe: "Dass sich Menschen, die sich selbst nicht ernähren können, Demagogen zuwenden, die ihnen in der Hoffnungslosigkeit alles mögliche glauben machen." Es sei daher
eine wichtige Aufgabe, allen heutigen Formen des Neofaschismus, der Intoleranz und der Vorurteile entgegenzutreten. Und es sei eine wichtige Aufgabe der Sozialdemokratie, die sozialen Verhältnisse
zusammenzuhalten: "Wer die Demokratie erhalten will, muss die Armut in unserem Land bekämpfen", unterstrich Häupl. Aus der Zeitgeschichte sei unübersehbar, dass Armut und Not zu Krieg führen. Derzeit sei in Europa ein Wiederaufleben des Nationalismus zu beobachten. Eine ähnliche Gefahr gehe von den antisozialen Konzepten des Neoliberalismus aus, die zahlreiche europäische Länder in die Armut gestürzt hätten. "Es gibt daher einen Grund, warum wir vor einer Renationalisierung warnen, weil gerade Europa ein Friedensprojekt ist. Deshalb werden wir der Zerstörung der
EU durch Nationalismus und Neoliberalismus entgegentreten. Seit 70 Jahren gibt es keinen Krieg mehr in Europa. Es lohnt sich also, für ein friedliches und soziales Europa zu kämpfen, denn das ist die Garantie dafür, dass wir keinen Februar 1934 wieder erleben müssen!", schloss Häupl.
Zwischenkriegszeit wisse man gerade, welche Folgen das soziale Auseinanderfallen für eine Demokratie habe: "Dass sich Menschen, die sich selbst nicht ernähren können, Demagogen zuwenden, die ihnen in der Hoffnungslosigkeit alles mögliche glauben machen." Es sei daher
eine wichtige Aufgabe, allen heutigen Formen des Neofaschismus, der Intoleranz und der Vorurteile entgegenzutreten. Und es sei eine wichtige Aufgabe der Sozialdemokratie, die sozialen Verhältnisse
zusammenzuhalten: "Wer die Demokratie erhalten will, muss die Armut in unserem Land bekämpfen", unterstrich Häupl. Aus der Zeitgeschichte sei unübersehbar, dass Armut und Not zu Krieg führen. Derzeit sei in Europa ein Wiederaufleben des Nationalismus zu beobachten. Eine ähnliche Gefahr gehe von den antisozialen Konzepten des Neoliberalismus aus, die zahlreiche europäische Länder in die Armut gestürzt hätten. "Es gibt daher einen Grund, warum wir vor einer Renationalisierung warnen, weil gerade Europa ein Friedensprojekt ist. Deshalb werden wir der Zerstörung der
EU durch Nationalismus und Neoliberalismus entgegentreten. Seit 70 Jahren gibt es keinen Krieg mehr in Europa. Es lohnt sich also, für ein friedliches und soziales Europa zu kämpfen, denn das ist die Garantie dafür, dass wir keinen Februar 1934 wieder erleben müssen!", schloss Häupl.
OTS-ORIGINALTEXT
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OTS0014 2014-02-13 08:49 130849 Feb 14 DSW0001 0445
OTS0014 2014-02-13 08:49 130849 Feb 14 DSW0001 0445
Der Otto Bauer war ja vollkommen zerstört. Er war
handlungsunfähig. Ich habe gesagt: "Genosse Bauer, haben wir denn
keine Flugzettel? Da kommen die Radfahrer, die Motorradfahrer, die wollen alle
irgendeine Weisung haben." Er war vollständig zerstört, er hat nur immer
wieder gesagt: "Was wird das für Blut und Opfer kosten." Habe ich
gesagt: "Genosse Bauer, die Frage kann man jetzt nicht stellen, darüber
kann man jetzt nicht reden, denn jetzt sind die Würfel gefallen, jetzt wird
gekämpft. Und wenn gekämpft wird, wird es natürlich Blut kosten."
Einmal bin ich
hingekommen, ist der Julius Deutsch dort gewesen. Da hat er schon das Aug
verbunden gehabt. Er hat gesagt: "Ich gehe jetzt" und ist ganz
einfach verschwunden. Dann ist noch einer gekommen, der hat Folgendes gesagt,
den Namen sage ich dir nicht: Er war geschniegelt und gestriegelt, hat nach
einem Friseurladen geduftet. "Jetzt habe ich meine zwei Hunde und meine
Frau in meinen Schrebergarten gebracht, und jetzt gehe ich auch." Ich kann
euch überhaupt nicht sagen, wie mir da geworden ist, in der Situation, wo ich
gewusst habe, dass die Schutzbündler kämpfen.
Jetzt
ist im Radio durchgegeben worden, die Sozialdemokratische Partei und alle ihre
Nebenorganisationen sind verboten, und es wird aufgefordert, wer straffrei
ausgehen will, soll die Waffen abliefern usw. usf. Da bin ich natürlich zum
Otto Bauer gegangen und habe ihm das sagen müssen. Das tut mir heute noch weh,
wenn ich daran denke. Otto Bauer ist dagesessen, gebrochen. Ich bin eine Weile
dort geblieben. Ich musste genau nach Auftrag handeln, ich durfte nicht dort
bleiben, ich musste ja wieder weggehen. Ich bin wieder weggegangen. Jetzt ist
der Genosse, bei dem ich war, mit noch zwei Genossen gekommen und hat gesagt:
"Rosa, wir müssen schauen, dass wir den Bauer wegbringen."
Das ist eine
Beschreibung von Rosa Jochmann und da sieht man ganz genau wie tapfer die
Sozialisten waren. Sie sind lieber davongelaufen las zu kämpfen. Da hilft auch
Häupl nicht, Faymann schon gar nicht. Die historische Lüge wird nicht von irgendwem
angewendet, sie wird von den Sozialisten selbst angewendet. Und eines darf auch
nicht vergessen werden, dass im Jahr 1938, es die Sozialisten waren die am
Heldenplatz gestanden waren und ihren Führer begrüßt haben.
Von Rosa Jochmann
Rosa Jochmann, geb. 1901 in Wien,
Fabriksarbeiterin. In den 1920er Jahren in der Gewerkschaftsbewegung tätig,
Sekretärin im Verband der chemischen Arbeiter, Mitglied des Frauenkomitees der
Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, ab 1933 Bundesparteivorstandsmitglied, nach
dem Parteiverbot Mitglied des Zentralkomitees der Revolutionären Sozialisten.
1934-1938 über ein Jahr in Haft. August 1939 im Zuge einer Verhaftungsaktion
gegen "polizeibekannte" Revolutionäre Sozialisten festgenommen,
1940-1945 KZ Ravensbrück.
1945-1967 Abgeordnete zum Nationalrat, 1945-1959 Sekretärin des Bundesfrauenkomitees der SPÖ, 1959-1967 dessen Vorsitzende, 1959-1967 stellvertretende Bundesparteivorsitzende, Vorsitzende des Bundes Sozialistischer Freiheitskämpfer. Vorstandsmitglied und Vizepräsidentin des DÖW.
Verstorben 1994.
1945-1967 Abgeordnete zum Nationalrat, 1945-1959 Sekretärin des Bundesfrauenkomitees der SPÖ, 1959-1967 dessen Vorsitzende, 1959-1967 stellvertretende Bundesparteivorsitzende, Vorsitzende des Bundes Sozialistischer Freiheitskämpfer. Vorstandsmitglied und Vizepräsidentin des DÖW.
Verstorben 1994.
Otto
Bauer, * 5. 9. 1881
Wien, † 4. 7. 1938 Paris (Frankreich),sozialdemokratischer Politiker.
Theoretiker und Wortführer des Austromarxismus, 1918-19
Unter-, nach dem Tod V. Adlers Staatssekretär des
Äußern; er war an der Schaffung der österreichischen Verfassung
von 1920 wesentlich beteiligt. Bauerführte
den linken, radikalen Flügel der Sozialdemokratischen Partei
und war einer der Vorkämpfer der Anschlussbewegung an Deutschland. Er war ab
1907 Redakteur der "Arbeiterzeitung" und verfasste 1926 das Linzer Programm. 1934 war er maßgeblich an den Februarkämpfen beteiligt und floh dann nach Brünn, wo er das
Auslandsbüro der österreichischen Sozialisten
gründete und leitete. Beim deutschen Einmarsch
in die ČSR emigrierte er nach Paris.
Deutsch,
Julius, * 2. 2. 1884 Lackenbach (Burgenland),
† 17. 1. 1968 Wien, sozialdemokratischer Politiker.
1920-33 Abgeordneter zum Nationalrat, 1920-32 Parlamentskommissär für das Heerwesen. Deutsch organisierte 1918-19 als
Unterstaatssekretär die Deutsch österreiche Volkswehr, war 1919-20
Staatssekretär für Heereswesen und stellte 1923/24 großteils aus
Volkswehrleuten den Republikanischen Schutzbund auf, dessen Obmann er bis 1934 war. Während der
Februarkämpfe 1934 floh
er nach Brünn, war 1936-39 General der republikanischenTruppen im Spanischen Bürgerkrieg, ging dann nach Frankreich
und 1940 in die USA. Deutsch kehrte 1946 nach Österreich zurück, wo er bis 1951 Leiter derSozialistischen Verlagsanstalten
war, konnte aber in der Politik nicht mehr Fuß fassen.
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