Freitag, 13. Dezember 2013

Wiener Stadtpark: Wo Blumenzwiebeln schlafen dürfen, Menschen nicht

Am Freitag wurde in der Bundeshauptstadt gegen die Vergrämung Obdachloser aus dem Stadtbild protestiert
"Heute wird der Stadtpark zum offiziellen Campingplatz erklärt!", ruft ein junger Mann durch ein Megafon. Er gehört zur Gruppe F13, die am Freitag gegen die Vertreibung Obdachloser aus dem Stadtpark mobil machte. Mehrere Dutzend Menschen folgten dem Aufruf, und dann waren noch eine Handvoll japanischer Touristen anwesend, die sich vor dem mit Schlafsäcken dekorierten Johann-Strauß-Denkmal und mit Protestschildern in der Hand gegenseitig ablichteten.
Anlass für die Aktion war die polizeiliche Räumung des Parks von wohnungslosen Menschen im Oktober. Die Amtshandlung erfolgte auf Basis der Wiener Kampierverordnung. Diese Regelung verbietet das Übernachten im Freien außerhalb von ausgewiesenen Campingplatzen. "Wir fordern die Änderung dieser Verordnung. Sie darf nicht für die Vertreibung der Ärmsten missbraucht werden", steht am Flugblatt zur Initiative: "Bis zur Reform erklären wir den Stadtpark zum Campingplatz."
Blumenzwiebeln dürfen im Stadtpark schlafen
In der bevorstehenden kalten Jahreszeit "will niemand gern im Freien schlafen", so die Aktivisten. "Aber jede und jeder muss im Freien schlafen dürfen." Bei Live-Musik und warmer Suppe kam im Stadtpark fast beschwingte Stimmung auf. Doch ließen die Leute von F13 die ernsten politischen Botschaften nicht aus dem Auge - nicht nur wegen der Kampierverordnung an die Gemeinde Wien gerichtet, sondern auch an die neue Regierung: "Öffnet die Türen des leer stehenden Wissenschaftsministeriums!"
Das Plakat, auf das der Slogan gekritzelt wurde, stand neben einem offiziellen Schild der Wiener Stadtgärten: "Vorsicht, hier schlafen Blumenzwiebeln". Die Knollen dürfen, was Menschen verwehrt bleibt. (mcmt, derStandard.at, 13.12.2013)


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