Sagen Sie mal A!
Österreichs
Finanzminister blamiert sich im Fernsehen
20.12.2013 · In den
Fernsehnachrichten musste sich der österreichische Finanzminister die Frage
gefallen lassen, was ihn denn für dieses Amt qualifiziere. Seine Antwort war
eindrucksvoll. Aber falsch.
Es ist einiges, was Wolfgang Schäuble
und Michael Spindelegger verbindet. Beide sind Finanzminister ihres Landes,
beide gehören deren konservativen Volksparteien an. Und, wie das „Handelsblatt“
ergänzt: „Beide sprechen unbequeme Wahrheiten aus.“ Auf dem Treffen der
EU-Finanzminister indes fehlte einer, weil er doch gerade erst, wie es in
seiner österreichischen Heimat heißt, angelobt worden war. Was den anderen, im
nächtlichen Brüssel darauf angesprochen, auf die unbequeme Wahrheit brachte, das
gelte ja nun auch für ihn. „Tu felix Austria“, sagte Schäuble noch.
Später soll ihm leid
getan haben, dass ihm das als bissige Bemerkung auf Kosten des Kollegen aus
Wien ausgelegt wurde. Das berichtete zumindest Spindelegger selbst am
Mittwochabend*, als er in der ZiB2, der Hauptnachrichtensendung des
österreichischen Rundfunks, zu Gast war und sich über acht Minuten lang unbequemen
Fragen des Moderators Armin Wolf ausgesetzt sah.
Poor
Austria
Wolf zitierte die
Zeitung „Kurier“, in der die Außenpolitik Österreichs, die Spindelegger in der
letzten Regierung verantwortet und jetzt in die Hände eines siebenundzwanzig
Jahre alten Parteifreunds gelegt hat, als Trümmerfeld beschrieben wird. Und er zitierte den
„Standard“, der in Spindelegger den „schwächsten Finanzminister seit Jahrzehnten“ sieht.
Was ihn denn für dieses neue Amt qualifiziere? Er habe, antwortete
Spindelegger, nicht nur langjährige Erfahrung als Regierungsmitglied und
„Teamleader“ der ÖVP, sondern „mit Bundeskanzler Faymann gemeinsam den
Konsolidierungskurs verhandelt im Jahr 2012, der uns auch das Triple A wieder
zurückgebracht hat.“
Nun geben zwei der
drei großen Agenturen der Alpenrepublik tatsächlich diese Bestnote, allerdings
seit Jahren unverändert. Die dritte jedoch, Standard & Poor’s, hatte
Österreich im Februar 2012 auf AA+ herabgestuft und diesen Stand noch vor
Kurzem bestätigt. Wolf stutzte, glaubte, ihm sei da etwas entgangen, schwieg –
und schrieb anschließend auf
Facebook über diesen Moment journalistischen Zweifelns. Viele Kommentare
dort nennen den Finanzminister „Schwindelegger“. Sarkozy hatte sein Schicksal
als Präsident Frankreichs an das Dreifach-A geknüpft und sah alt aus, als die
Bewertung im Januar 2012 kippte. Der verkannte Finanzminister knüpft sein
politisches Schicksal an einen Erfolg, der nie erfolgt ist. Und sieht dabei
unbeeindruckt aus. Ist das Standard, poor Austria?
Vos tristes Austria!
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