Sonntag, 10. November 2013

Wien braucht statt mehr Eigentum mehr Wohnraum

Wien braucht statt mehr Eigentum mehr Wohnraum
Aus der geplatzten Immobilienblase sollte man eigentlich gelernt haben: Der unsichere Kredit auf Eigentum steht auf wackeligen Beinen.
Wohnen muss leistbar bleiben. Darauf können sich in Wien wohl alle politischen Parteien ohne große Diskussion einigen. Angesichts der eklatant steigenden Mietpreise stellt sich allerdings die Frage, wie man wieder dorthin kommt. Mehr Wohnbauförderung und der Ausbau von geförderten Wohnungen, Obergrenzen der Mietpreise oder Betriebskosten sind Wege. Die Wiener Volkspartei ließ kürzlich mit einem Vorschlag nach „Gedankenfreiheit" aufhorchen und forderte, Eigentum zu fördern.
Dann lassen wir die Gedanken mal frei schweifen, mit einem Blick nach London. Dort versucht sich David Camerons Regierung gerade angesichts des noch weit angespannteren Wohnungsmarktes in der Hauptstadt beliebt zu machen. Der Staat garantiert für Teile von Krediten, sodass Kaufwillige von Eigentum nur mehr fünf Prozent Eigenkapital nachweisen müssen.
Das Problem dabei: Die Nachfrage nach Wohnraum wird damit künstlich angekurbelt. Davon profitieren jene, die Wohnungen als Vorsorge- oder Investitionsobjekt kaufen oder gekauft haben. Aus der geplatzten Immobilienblase sollte man eigentlich gelernt haben: Der unsichere Kredit auf Eigentum steht auf wackeligen Beinen. Wenn sich die Konditionen ändern, sind Haus- oder Wohnungsbesitzer ihren Besitz schnell wieder los und haben dafür dann noch mit hohen Schuldenbergen zu kämpfen.
Zurück nach Wien. Es ist jedem unbenommen, sich mit eigenem Geld und normalem Bankkredit eine Wohnung zu kaufen. Das aber zu fördern, ist kein effizienter Einsatz von öffentlichen Geldern. Denn Eigentumswohnungen können auch leer stehen, wenn Investoren sie nicht vermieten wollen oder Eltern sie für das immer noch nicht studierende Kind reservieren. Das kann nicht im öffentlichen Interesse sein.
Mieten steigen dann nicht, wenn genügend leistbarer Wohnraum auf dem Markt verfügbar ist, der soziale Wohnbau also private Mieten drückt. Sonst drohen Szenarien wie in Städten wie Hamburg oder München: Dort werden bei Leerständen, die länger als drei Monate andauern, Strafen über Vermieter verhängt - als „Anreiz", damit sie diese vermieten.


09.11.2013, 16:44  von Martina Madner

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