Christoph Maierhofer, Sektionsvorsitzender der Architekten in der Kammer, forderte am Sonntag gegenüber „Wien heute“ klare Wettbewerbsregeln: „Vergaberecht und Wettbewerbsordnungen müssen auch von der öffentlichen Hand respektiert werden. Der Auslober kann sämtliche Bedingungen für den Wettbewerb vorgeben inklusive der Maximalkosten. Allein durch die Formulierung der Ausschreibung kann sich die Stadt die Letztentscheidung vorbehalten.“
Kein Rücktritt gefordert
Der Anlass für die Diskussion war das Projekt eines Bürohauses der MA 48. Sima soll ein Haus in Form einer Mülltonne favorisiert haben, eine Jury hatte ein anderes Projekt bevorzugt. Umgesetzt wurde letztlich kein Vorschlag - mehr dazu in Sima verteidigt „Mülltonnenhaus“ (wien.ORF.at; 12.10.2016) undArchitektenprotest: Sima spricht von „Einzelfall“ (wien.ORF.at; 5.10.2016).
Einen Rücktritt der Umweltstadträtin fordert die Architektenkammer wegen des Streits nicht. Dass kein Projekt umgesetzt wurde, sorgt aber für Ärger, die Teilnahme an einem Wettbewerb ist laut Maierhofer „unter 10.000 Euro nicht machbar - wegen der hohen Anforderungen - Plandarstellungen, Renderings, Modellbau. Leider geht es oft um viel höhere Beträge.“
Die sechs Teilnehmer am Wettbewerb für das Haus der MA 48 erhielten 5.000 Euro Aufwandsentschädigung. Für Maierhofer stellt aber schon die Wettbewerbsauslobung „auch einen Vertrag dar“: „In diesem Vertrag ist vereinbart, dass der Auslober beabsichtigt, das Siegerprojekt auch umzusetzen. Das ist auch eine Frage der Fairness. Der Bereitschaft, auf Risiko zu arbeiten, muss der zu gewinnende Auftrag gegenüberstehen.“
Reform soll größtmögliche Qualität bringen
Dass Sima in manchen Bereichen nun überhaupt auf Wettbewerbe verzichten will, sieht Maierhofer als falschen Weg: „Man sieht, wie wertvoll Wettbewerbe sein können, wenn man ihre Ergebnisse auch beachtet. Wir haben jetzt gar kein Gebäude. Ich wundere mich auch, dass die Stadt Wien einen Wettbewerb für ein Gebäude ausschreibt und dann dieses Gebäude gar nicht benötigt.“
Auch die Architektenkammer sei „für eine Reform der Wettbewerbe, aber in dem Sinn, dass die größtmögliche Qualität für das von den Steuerzahlern zur Verfügung gestellte Geld einverlangt wird. Dafür gibt es kein besseres Instrument, als das beste Projekt über einen Wettbewerb zu finden.“
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