Im Vergleich zu Kanzler Werner
Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger verblasst Fürst Potemkin zum
kleingewerblichen Kulissenschieber. Was sind Dorf-Fassaden gegen ein über Nacht aus dem Boden gestampftes
Konjunkturpaket von 1,59 Mrd. €, das noch dazu den Steuerzahler kaum belasten
soll. Das Wahlkampf-Wunder entpuppt sich bei näherer Betrachtung als
aufgeblasen, weil bis 2016 geplante Ausgaben kumuliert werden. Nur so konnten
die festgefahrenen Positionen der Regierungsparteien in einem faulen Kompromiss
vereinigt werden: Da die SPÖ, die so gern mit großen Beträgen protzt, dort die
ÖVP, die sich – jedenfalls dann, wenn es nicht um «ihre» Beamten oder Bauern
geht – als Spar-Meister inszeniert. Wie politisch relevant das Paket ist, zeigt
sich daran, dass heuer «bloss» 161 Mio. € an Ausgaben geplant sind. Die
restlichen 90% des Pakets betreffen die nächste Legislatur – am 29. 9. wird das
Parlament neu gewählt.
Die Länder sollen ab 2014 zusätzlich 276 Mio. € zur Förderung
des Wohnbaus erhalten, doch gibt es zwei Haken: Erstens können die Mittel nur
abgerufen werden, wenn die Länder mehr Wohnungen als bis anhin bauen, zweitens
bedarf es zusätzlicher Einnahmen aus der Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen,
sind die erwarteten doch schon im Haushalt verplant. Als Luftpumpe zur
Vergrösserung des Pakets muss auch die Förderung der thermischen Sanierung
herhalten, indem diese zur Behebung von Hochwasserschäden geöffnet wird. Der
gewichtigste Beitrag zum Paket kommt jedoch aus dem Vorziehen von bereits fixierten
Ausgaben für den Ausbau von Pflege und Kindergärten sowie für den
Hochwasserschutz. Indirekt bestätigt Kanzler Faymann den Charakter der
Mogelpackung: Es seien keine neuen Projekte, sondern Dinge, die «wir ohnedies
vorgehabt hätten». Und ÖVP-Chef und Vizekanzler Spindelegger versichert, dass
«zahlreiche» Posten des Pakets nicht budgetwirksam sind. Zarin Katharina hat
sich bei Potemkin mehrfach erkenntlich gezeigt, wie Österreichs Wähler auf den
Schwindel reagieren, wird sich Ende September zeigen.
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