Viele,
die am freien Markt auf der Strecke bleiben, sind auch oft vom
geförderten Wohnbau ausgeschlossen, beklagt man bei der
Wohnungslosenhilfe. Deswegen sollten die Zugangskriterien gelockert
werden, so die Forderung.
Der
"Verband Wiener Wohnungslosenhilfe" hat am Montag zum
ersten Mal einen Situationsbericht über die Wohnungslage in Wien
präsentiert. Das Ergebnis: Immer mehr Menschen sind in Wien von
Wohnungslosigkeit bedroht. Die Betroffenen können sich die Preise am
freien Markt - die zuletzt deutlich angestiegen sind - nicht mehr
leisten. In dem Bericht werden nun Lösungsvorschläge skizziert. Die
Forderungen richten sich vor allem an die Politik.
Derzeit
kümmert sich der Verband um etwa 10.000 Personen. Der Verband
besteht aus 23 Hilfsorganisationen, darunter Volkshilfe, Kolping
Österreich, dem Wiener Hilfswerk und dem Roten Kreuz. Sie arbeiten
mit dem Fonds Soziales Wien zusammen, um Menschen ohne Wohnung wieder
ein eigenes Dach über dem Kopf zu ermöglichen. Der Geschäftsführer
der Volkshilfe und derzeitige Vorsitzende der Wiener
Wohnungslosenhilfe, Walter Kiss, gibt zu bedenken, dass seit der
Jahrtausendwende die Kosten für Wohnraum in Wien um 15 Prozent
angestiegen sind. Kiss betont, dass viele, die am freien Markt auf
der Strecke bleiben, auch oftmals vom geförderten Wohnbau
ausgeschlossen sind. Daher richtet sich der Appell an das Rathaus,
dringend die Zugangskriterien für Gemeinde- und
Genossenschaftswohnungen zu lockern. Vor allem
Genossenschaftswohnungen seien für ärmere Menschen oft
unerschwinglich, da sie die hohen Eigenmittelanteile für die Objekte
nicht aufbringen können. Der Baukostenbeitrag, den Mieter beim
Einzug für ihre Wohnung zahlen müssen, kann leicht mehrere hundert
Euro pro Quadratemeter Nutzfläche betragen, wie die Arbeiterkammer
Wien in ihrer aktuellsten Broschüre zu Genossenschaftswohnungen
vorrechnet. Im Fall der Gemeindewohnungen wurden die zuletzt
verschärften Bezugsvoraussetzungen kritisiert. Unter anderem wird
bevorzugt, wer sich schon länger in Wien aufhält. Im Büro des
Wohnbaustadtrats Michael Ludwig verweist man darauf, dass
Schlupflöcher bei der Wohnungsvergabe geschlossen wurden.
Beispielsweise im Fall sogenannter "Trampolinwohnungen" -
also Wohnungen, in denen mehrere nicht miteinander Verwandte Personen
in einer zu kleinen Wohnung gemeldet sind, um sich wegen Überbelegung
die Vormerkung auf eine Gemeindewohnung zu sichern. Um dem
entgegenzuwirken, gilt diese Regelung nur noch für den engeren
Familienkreis.
Dass
durch das Ende der Kältehilfe mehr Obdachlose in den Wiener Parks
übernachten werden, kann sich Hacker nicht vorstellen. Die
Kältehilfe nutzt vor allem in Wien lebenden Obdachlosen aus dem
EU-Raum oder anderen österreichischen Bundesländern, für die die
Wohnungslosenhilfe der Stadt Wien nicht zuständig ist. "Um die
Situation der Obdachlosen aus anderen Bundesländern zu lösen,
braucht es dringend eine Art des Finanzausgleichs", sagt
Schwertner. Durch die Unterstützung bekommen Obdachlose über den
Winter einen Platz in einer Notschlafstelle. Einlass ist jeden Tag um
19 Uhr. Es gibt Essen und Aufwärmmöglichkeiten. Um sechs Uhr werden
die Besucher geweckt, eine Stunde später verlassen sie das Quartier.
"Die Winterhilfeplätze haben das Ziel, zu verhindern, dass
Menschen auf den Straßen erfrieren", sagt Hacker. Die normale
Obdachlosenhilfe solle Menschen wieder fähig machen, eine Wohnung zu
finden. -
derstandard.at/2000015063840/Wiener-Notquartiere-fuer-500-Obdachlose-schliessen.
Wien gibt jährlich 60 Millionen Euro für die Obdachlosenhilfe aus,
"das ist im internationalen Vergleich vorbildlich", sagt
Hacker. Um auf die Situation der Obdachlosen hinzuweisen, lädt die
Obdachlosenzeitschrift "Augustin" am Donnerstag zum
"Solischlafen im Stadtpark". Hacker ist von der Aktion
wenig begeistert: "Die Probeübernachtungsaktion im Stadtpark
ist politisch unerträglich." Neben Sozialorganisationen rufen
etwa auch die grüne Gemeinderätin Birgit Hebein oder der
Kabarettist Gerald Fleischhacker zur Übernachtung im Park auf.
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