Die
62 reichsten Menschen der Erde - unter ihnen 53 Männer - besitzen
"genauso viel wie die gesamte ärmere Hälfte der
Weltbevölkerung". Schuld sind Steueroasen.
Oligarchen,
Ölscheichs oder Milliardenerben: Die 62 reichsten Menschen der Erde
besitzen laut einer Studie der internationalen Hilfsorganisation
Oxfam mittlerweile "genauso viel wie die gesamte ärmere Hälfte
der Weltbevölkerung". Vor einem Jahr habe dies noch dem
Vermögen der 80 Reichsten entsprochen.
Fast
überall nehme die soziale Ungleichheit dramatisch zu, beklagte Oxfam
in einer am Montag veröffentlichten Untersuchung. http://diepresse.com/images/uploads/e/1/f/4906527/RTR2U333_1453094719005846.jpgZu den Ursachen
gehören nach Ansicht der Autoren eine völlig unzureichende
Besteuerung großer Vermögen und Kapitalgewinne sowie die anhaltende
Verschiebung von Profiten in Steueroasen. "Das oberste Prozent
der Weltbevölkerung verfügt über mehr Vermögen als der Rest der
Welt zusammen", heißt es unter Bezug auf Analysen des "Wealth
Reports 2015" der Schweizer Großbank Credit Suisse. Mit anderen
Worten: Rund 70 Millionen Superreiche besitzen demnach mehr als die
übrigen rund sieben Milliarden Menschen auf der Erde.
Das
Vermögen der 62 Reichsten - unter ihnen 53 Männer - sei allein in
den letzten fünf Jahren um 44 Prozent auf 1,76 Billionen Dollar
(1,61 Billionen Euro) gewachsen. Zugleich habe sich das
Gesamtvermögen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung um rund
eine Billion US-Dollar verringert. Einen Rückgang um 41 Prozent -
obwohl im selben Zeitraum die Weltbevölkerung um 400 Millionen
Menschen gewachsen sei - erklärt die Organisation in ihrem Bericht
zur sozialen Entwicklung, den sie stets zum Start der Jahrestagung
des Weltwirtschaftsforums vorlegt.
Dazu
kommen vom 20. bis zum 23. Jänner im Schweizer Alpenkurort Davos
wieder rund 2500 Spitzenpolitiker, Konzernchefs und Wissenschaflter
zusammen. Deutschland wird durch Bundespräsident Joachim Gauck sowie
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), Finanzminister Wolfgang
Schäuble (CDU) und weitere Kabinettsmitglieder vertreten sein.
1 Prozent schafft an
Oxfam
appellierte mit der Studie "An Economy for the 1%" an die
in Davos erwarteten Regierungsvertreter und Topmanager aus mehr als
100 Ländern, ihren Einfluss dafür zu nutzen, dass die Schere
zwischen Arm und Reich kleiner und nicht immer größer werde.
"Wir
leben in einer Welt, deren Regeln für die Superreichen gemacht
sind", sagte Tobias Hauschild, der bei Oxfam Deutschland
zuständig ist für die Finanzierung von Entwicklungsprojekten. Der
Kampf gegen Armut und Krankheiten werde dadurch erschwert. "Nötig
ist ein Wirtschafts- und Finanzsystem, vom dem alle profitieren."
Dazu
gehört laut der Oxfam-Studie, dass "Konzerne sich nicht länger
aus ihrer Verantwortung stehlen". Neun von zehn Großkonzernen
hätten Niederlassungen in mindestens einer Steueroase. Gewinne
sollten allein dort versteuert werden, wo sie erwirtschaftet werden,
fordert Oxfam. Die Politik müsse dafür sorgen, dass Steueroasen
trockengelegt werden, die Superreichen das Verstecken riesiger Werte
ermöglichten.
Wettlauf um die niedrigsten Steuersätze
Um
ein gerechtes internationales Steuersystem zu schaffen, muss man
Oxfam zufolge Unternehmen zu einer öffentlichen und länderbezogenen
Berichterstattung über Gewinne und deren Versteuerung verpflichten.
Zudem müssten Staaten einen "ruinösen Wettlauf um die
niedrigsten Steuersätze" beenden und sämtliche Steueranreize
transparent machen.
Zugleich
sollten anstelle einer stärkeren steuerlichen Belastung des Konsums
höhere Abgaben auf große Vermögen und Kapitalgewinne erhoben
werden. Außerdem fordert Oxfam eine stärkere Berücksichtigung von
Entwicklungsländern bei der Verwendung solcher Steuereinnahmen
mithilfe einer "zwischenstaatlichen Steuerinstitution auf
UN-Ebene, die alle Länder umfasst".
(APA/dpa)
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