Unleistbares Wohnen in Innenstadtbezirken
„Es sind vor allem Dachgeschossausbauten und
Luxussanierungen, die die Preise treiben“, erzählt Alexander Ertler,
Immobilienexperte und Geschäftsführer von Immobilien.net. „Es gibt eine starke
Nachfrage von zahlungskräftigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die bereit sind
für eine gute Lage sehr viel Geld auszugeben“, fährt er fort. Dies führe dazu,
dass es so einen hohen Anteil an teuren Wohnungen in den inneren Bezirken gibt.
Mehr Wohnungsbau für leistbares Wohnen
45,5 Prozent aller Eigentumswohnungen in Wien
kosten mehr als 300.000 Euro, fast ein Viertel (23,3 Prozent) über 500.000
Euro. Das ergibt eine aktuelle Studie des Wohnungsmarktes im ersten Halbjahr
2013 von Immobilien.net. An der Spitze steht wenig überraschend die Innere Stadt,
wo 96,4 Prozent der Wohnungen über 300.000 Euro kosten.
Für Menschen aus der Mittelschicht ist es
aktuell sehr schwierig, Wohnungen in Wien zu erwerben. „Laut Statistik Austria
liegt das durchschnittliche Jahresbruttoeinkommen in Österreich bei knapp 30.000
Euro. Zieht man Steuern und Abgaben von diesem Einkommen ab und nimmt davon die
Hälfte zum Eigentumserwerb, würde man etwa 30 Jahre brauchen, um sich eine
Wohnung kaufen zu können. Und dabei sind Kreditzinsen noch nicht einmal
berücksichtigt“, rechnet Ertler vor.
Der Immobilienexperte appelliert zur Schaffung
von mehr leistbarem Wohnraum: „In Wien müssen dringend mehr Wohnungen gebaut
werden. Denn je mehr Angebot auf eine starke Nachfrage trifft, desto geringer
sind die Preisanstiege.“ Wohnraum und Eigentum als klassische
Absicherungsformen der Mittelschicht sollten auch weiterhin für junge
Generationen erhalten bleiben, meint er weiter.
Teuerste Wohnung kostet 20 Millionen Euro
Die derzeit teuerste Wohnung in Wien kostet
laut der Internetplattform knapp 20 Millionen Euro. Für diese Summe erhält der
Käufer ein 700 Quadratmeter großes Penthouse mit Blick auf den Karlsplatz. Doch
nicht nur die Innere Stadt weist hohe Preise für Eigentumswohnungen auf, auch
in den Bezirken Wieden und Neubau sind mehr als die Hälfte des Angebots
Luxuswohnungen um mehr als 500.000 Euro (57 bzw. 52 Prozent). In Döbling sind
es 47 Prozent, im 9. Bezirk 45 Prozent.
„Diese Lagen ziehen den internationalen Jetset
an, Großindustrielle und sehr Vermögende, für die Geld keine Rolle spielt“,
erläutert Ertler die hohen Preise in den Toplagen. Die einzige Region außerhalb
von Wien, die eine ähnliche Verteilung aufweist, ist der Bezirk Kitzbühel.
Knapp 82 Prozent der Wohnungen dort kosten auch über 300.000 Euro. Die Stadt
Salzburg liegt mit 44 Prozent schon weit dahinter abgeschlagen.
Billigste Bezirke: Simmering und Favoriten
Die Bezirke Simmering und Favoriten zählen zu
den erschwinglichsten. Dort liegen 94 bzw. 88 Prozent aller Kaufwohnungen unter
der Schwelle von 300.000 Euro. Auch in der Brigittenau und Floridsdorf
überwiegen die vergleichsweise günstigeren Objekte mit ungefähr 77 Prozent des
Angebots. Meidling, Rudolfsheim-Fünfhaus, Ottakring und Liesing liegen mit über
zwei Drittel der Wohnungen unterhalb von 300.000 Euro ebenfalls noch im Bereich
des Leistbaren.
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