Dienstag, 17. September 2013

Unleistbares Wohnen

Unleistbares Wohnen in Innenstadtbezirken

Für die Mittelschicht sind Wohnungen innerhalb des Gürtels kaum noch leistbar. Die Hälfte der Wohnungen in Wien kostet bereits über 300.000 Euro. Beim durchschnittlichen Einkommen braucht man 30 Jahre, um eine Wohnung kaufen zu können.
„Es sind vor allem Dachgeschossausbauten und Luxussanierungen, die die Preise treiben“, erzählt Alexander Ertler, Immobilienexperte und Geschäftsführer von Immobilien.net. „Es gibt eine starke Nachfrage von zahlungskräftigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die bereit sind für eine gute Lage sehr viel Geld auszugeben“, fährt er fort. Dies führe dazu, dass es so einen hohen Anteil an teuren Wohnungen in den inneren Bezirken gibt.

Mehr Wohnungsbau für leistbares Wohnen

45,5 Prozent aller Eigentumswohnungen in Wien kosten mehr als 300.000 Euro, fast ein Viertel (23,3 Prozent) über 500.000 Euro. Das ergibt eine aktuelle Studie des Wohnungsmarktes im ersten Halbjahr 2013 von Immobilien.net. An der Spitze steht wenig überraschend die Innere Stadt, wo 96,4 Prozent der Wohnungen über 300.000 Euro kosten.
Für Menschen aus der Mittelschicht ist es aktuell sehr schwierig, Wohnungen in Wien zu erwerben. „Laut Statistik Austria liegt das durchschnittliche Jahresbruttoeinkommen in Österreich bei knapp 30.000 Euro. Zieht man Steuern und Abgaben von diesem Einkommen ab und nimmt davon die Hälfte zum Eigentumserwerb, würde man etwa 30 Jahre brauchen, um sich eine Wohnung kaufen zu können. Und dabei sind Kreditzinsen noch nicht einmal berücksichtigt“, rechnet Ertler vor.
Der Immobilienexperte appelliert zur Schaffung von mehr leistbarem Wohnraum: „In Wien müssen dringend mehr Wohnungen gebaut werden. Denn je mehr Angebot auf eine starke Nachfrage trifft, desto geringer sind die Preisanstiege.“ Wohnraum und Eigentum als klassische Absicherungsformen der Mittelschicht sollten auch weiterhin für junge Generationen erhalten bleiben, meint er weiter.

Teuerste Wohnung kostet 20 Millionen Euro

Die derzeit teuerste Wohnung in Wien kostet laut der Internetplattform knapp 20 Millionen Euro. Für diese Summe erhält der Käufer ein 700 Quadratmeter großes Penthouse mit Blick auf den Karlsplatz. Doch nicht nur die Innere Stadt weist hohe Preise für Eigentumswohnungen auf, auch in den Bezirken Wieden und Neubau sind mehr als die Hälfte des Angebots Luxuswohnungen um mehr als 500.000 Euro (57 bzw. 52 Prozent). In Döbling sind es 47 Prozent, im 9. Bezirk 45 Prozent.
„Diese Lagen ziehen den internationalen Jetset an, Großindustrielle und sehr Vermögende, für die Geld keine Rolle spielt“, erläutert Ertler die hohen Preise in den Toplagen. Die einzige Region außerhalb von Wien, die eine ähnliche Verteilung aufweist, ist der Bezirk Kitzbühel. Knapp 82 Prozent der Wohnungen dort kosten auch über 300.000 Euro. Die Stadt Salzburg liegt mit 44 Prozent schon weit dahinter abgeschlagen.

Billigste Bezirke: Simmering und Favoriten


Die Bezirke Simmering und Favoriten zählen zu den erschwinglichsten. Dort liegen 94 bzw. 88 Prozent aller Kaufwohnungen unter der Schwelle von 300.000 Euro. Auch in der Brigittenau und Floridsdorf überwiegen die vergleichsweise günstigeren Objekte mit ungefähr 77 Prozent des Angebots. Meidling, Rudolfsheim-Fünfhaus, Ottakring und Liesing liegen mit über zwei Drittel der Wohnungen unterhalb von 300.000 Euro ebenfalls noch im Bereich des Leistbaren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen