Sonntag, 28. Februar 2016

OMV: Treue Diener, teure Berater



Erprobte Mitarbeiter sind OMV-Chef Seele viel wert, ein Rückhalt von der SPÖ sogar teuer. „Die Presse“ beleuchtet Konsulentenverträge und aktuelle Personalrochaden.

Wien. Ob aus Neid oder aus Vernunft: In der OMV ist manch einer sauer. Da heißt es seit geraumer Zeit sparen, ohne Aussicht auf baldige Besserung. Und gleichzeitig erhält ein einzelner Berater einen Vertrag über 420.000 Euro exklusive Spesen für politisches Lobbying, wie „Die Presse“ aus dem Umfeld der Konzernführung in Erfahrung gebracht hat. Konkret geht es um den Konsulentenvertrag für Kurt Eder, jenen Mann, der 53 Jahre in der OMV gedient hat und zwischenzeitlich in seiner Parallelfunktion als SPÖ-Nationalratsabgeordneter gegen die Offenlegung der Nebeneinkünfte von Parlamentariern war, ehe er Anfang 2016 in Pension ging.
Beginnend mit Februar erhielt er nun neben seiner Pension den zweijährigen Beratervertrag mit der OMV, wie er im Gespräch bestätigt – wobei er klarstellt, dass es sich nur um einen Rahmenvertrag mit einer Betragsobergrenze handle und auf Basis gearbeiteter Stunden abgerechnet werde. Arbeitsausmaß: 2,5 bis drei Tage die Woche.
Die OMV kommentiert die Angelegenheit auf Anfrage nicht, denn „generell handelt es sich bei Vereinbarungen von einzelnen Mitarbeitern mit ihren Arbeitgebern um strikte Privatangelegenheiten“, so ein Sprecher des Konzerns.

SPÖ sieht Russen-Deals mit Skepsis

Seele ist der teure Griff in die Tasche viel wert, weil Eder eigenen Worten zufolge „den Vorstand über die politische Lage informieren kann und sich gut in den politischen Reihen auskennt“. Wohlgemerkt über die Parteigrenzen hinweg: „Ich rede nicht nur mit der SPÖ, ich rede auch mit ÖVPlern und Freiheitlichen.“
Wichtig ist für Seele aber eigentlich nur die Pflege der Beziehung mit der SPÖ. Denn im Unterschied zur ÖVP ist sie hinsichtlich der OMV-Kooperationsvorhaben mit der russischen Gazprom (Asset-Swap und Teilnahme am Ausbau der Ostsee-Pipeline Nord Stream) gespalten und tendenziell skeptisch, was einzelne Vertreter in den vergangenen Monaten auch lautstark kundgetan haben. Diese Vorhaben der SPÖ nahezubringen ist denn auch die Aufgabe Eders.
Dabei gebe es noch gar nichts, wovon er seine ehemaligen Parteikollegen überzeugen könnte, bekennt Eder: „Noch bestehen ja nur Absichtserklärungen. Alles ist mitten im Fluss. Wenn ich einmal die Sachverhalte und die gesamte Rechnung zu Gesicht bekomme, werde ich der SPÖ sagen können, ob es Sinn ergibt oder nicht.“

Personalchef geht

Nicht mehr als sinnvoll erachtet man in der OMV unterdessen dem Vernehmen nach eine weitere Zusammenarbeit mit dem langgedienten Personalchef Georg Horacek. Eine einvernehmliche Trennung nach über 15 Jahren stehe unmittelbar bevor. Obwohl der eigentliche Grund des Zerwürfnisses Ungereimtheiten sein sollen, auf die man im Zuge einer Revision gestoßen sei, wie „Die Presse“ aus OMV-Kreisen erfahren hat. Auch dazu gibt es von der OMV keinen Kommentar.
Nach acht Monaten im Amt hat Seele damit eine Reihe personeller Rochaden hinter sich. Die bedeutendste wurde vor knapp einem Monat vollzogen, als mit Reinhard Florey nach langem Gezerre ein neuer Finanzvorstand als Ersatz für den scheidenden David Davies gefunden wurde. Dem langgedienten Davies wird die Zeit bis zum eigentlichen Ende seines Vertrages im März 2017 mit einem Beratervertrag überbrückt.
Am Freitag hat der teilstaatliche Energiekonzern außerdem bekannt gegeben, die Leitung von Investor Relations neu zu besetzen. Als Senior Vice President kommt Magdalena Moll ab Juni zum Zug. Sie löst Felix Rüsch ab, der sich laut Aussendung „innerhalb der OMV neuen Aufgaben widmen wird und den Bereich Strategie übernimmt“.
Mit Moll ist es Seele nun auch gelungen, eine Schlüsselfigur und erprobte Managerin aus seinem früheren Konzern BASF in Deutschland nachzuholen. Moll hat im deutschen Chemiekonzern, zu dem auch das zuvor von Seele geführte Gasunternehmen Wintershall gehört, seit 2003 als Senior Vice President die Abteilung Investor Relations geleitet. Mit dem Versuch einer Abwerbung seines Ex-Vorstandskollegen Ties Tiessen von Wintershall ist Seele zuvor bei BASF gescheitert.


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