Erprobte
Mitarbeiter sind OMV-Chef Seele viel wert, ein Rückhalt von der SPÖ
sogar teuer. „Die Presse“ beleuchtet Konsulentenverträge und
aktuelle Personalrochaden.
Wien.
Ob
aus Neid oder aus Vernunft: In der OMV ist manch einer sauer. Da
heißt es seit geraumer Zeit sparen, ohne Aussicht auf baldige
Besserung. Und gleichzeitig erhält ein einzelner Berater einen
Vertrag über 420.000 Euro exklusive Spesen für politisches
Lobbying, wie „Die Presse“ aus dem Umfeld der Konzernführung in
Erfahrung gebracht hat. Konkret geht es um den Konsulentenvertrag für
Kurt Eder, jenen Mann, der 53 Jahre in der OMV gedient hat und
zwischenzeitlich in seiner Parallelfunktion als
SPÖ-Nationalratsabgeordneter gegen die Offenlegung der
Nebeneinkünfte von Parlamentariern war, ehe er Anfang 2016 in
Pension ging.
Beginnend
mit Februar erhielt er nun neben seiner Pension den zweijährigen
Beratervertrag mit der OMV, wie er im Gespräch bestätigt – wobei
er klarstellt, dass es sich nur um einen Rahmenvertrag mit einer
Betragsobergrenze handle und auf Basis gearbeiteter Stunden
abgerechnet werde. Arbeitsausmaß: 2,5 bis drei Tage die Woche.
Die
OMV kommentiert die Angelegenheit auf Anfrage nicht, denn „generell
handelt es sich bei Vereinbarungen von einzelnen Mitarbeitern mit
ihren Arbeitgebern um strikte Privatangelegenheiten“, so ein
Sprecher des Konzerns.
SPÖ sieht Russen-Deals mit Skepsis
Seele
ist der teure Griff in die Tasche viel wert, weil Eder eigenen Worten
zufolge „den Vorstand über die politische Lage informieren kann
und sich gut in den politischen Reihen auskennt“. Wohlgemerkt über
die Parteigrenzen hinweg: „Ich rede nicht nur mit der SPÖ, ich
rede auch mit ÖVPlern und Freiheitlichen.“
Wichtig
ist für Seele aber eigentlich nur die Pflege der Beziehung mit der
SPÖ. Denn im Unterschied zur ÖVP ist sie hinsichtlich der
OMV-Kooperationsvorhaben mit der russischen Gazprom (Asset-Swap und
Teilnahme am Ausbau der Ostsee-Pipeline Nord Stream) gespalten und
tendenziell skeptisch, was einzelne Vertreter in den vergangenen
Monaten auch lautstark kundgetan haben. Diese Vorhaben der SPÖ
nahezubringen ist denn auch die Aufgabe Eders.
Dabei
gebe es noch gar nichts, wovon er seine ehemaligen Parteikollegen
überzeugen könnte, bekennt Eder: „Noch bestehen ja nur
Absichtserklärungen. Alles ist mitten im Fluss. Wenn ich einmal die
Sachverhalte und die gesamte Rechnung zu Gesicht bekomme, werde ich
der SPÖ sagen können, ob es Sinn ergibt oder nicht.“
Personalchef geht
Nicht
mehr als sinnvoll erachtet man in der OMV unterdessen dem Vernehmen
nach eine weitere Zusammenarbeit mit dem langgedienten Personalchef
Georg Horacek. Eine einvernehmliche Trennung nach über 15 Jahren
stehe unmittelbar bevor. Obwohl der eigentliche Grund des
Zerwürfnisses Ungereimtheiten sein sollen, auf die man im Zuge einer
Revision gestoßen sei, wie „Die Presse“ aus OMV-Kreisen erfahren
hat. Auch dazu gibt es von der OMV keinen Kommentar.
Nach
acht Monaten im Amt hat Seele damit eine Reihe personeller Rochaden
hinter sich. Die bedeutendste wurde vor knapp einem Monat vollzogen,
als mit Reinhard Florey nach langem Gezerre ein neuer Finanzvorstand
als Ersatz für den scheidenden David Davies gefunden wurde. Dem
langgedienten Davies wird die Zeit bis zum eigentlichen Ende seines
Vertrages im März 2017 mit einem Beratervertrag überbrückt.
Am
Freitag hat der teilstaatliche Energiekonzern außerdem bekannt
gegeben, die Leitung von Investor Relations neu zu besetzen. Als
Senior Vice President kommt Magdalena Moll ab Juni zum Zug. Sie löst
Felix Rüsch ab, der sich laut Aussendung „innerhalb der OMV neuen
Aufgaben widmen wird und den Bereich Strategie übernimmt“.
Mit
Moll ist es Seele nun auch gelungen, eine Schlüsselfigur und
erprobte Managerin aus seinem früheren Konzern BASF in Deutschland
nachzuholen. Moll hat im deutschen Chemiekonzern, zu dem auch das
zuvor von Seele geführte Gasunternehmen Wintershall gehört, seit
2003 als Senior Vice President die Abteilung Investor Relations
geleitet. Mit dem Versuch einer Abwerbung seines Ex-Vorstandskollegen
Ties Tiessen von Wintershall ist Seele zuvor bei BASF gescheitert.
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