Donnerstag, 14. März 2013

Wohnungssanierung zu teuer - Die Presse

Von Christian Rösner

  • Kontrollamt: Aufkategorisierung doppelt so teuer wie Instandsetzung.

Wien. "Jetzt geht das schon seit drei Monaten so – jeden Tag ohrenbetäubender Lärm in der 16er-Wohnung", beklagt eine Gemeindebaumieterin in Ottakring. Die Frau aus besagter Wohnung ist verstorben und jetzt wird die Wohnung saniert. "Das verstehe ich ja, aber warum dauert das so lange? Außerdem ist das dritte Wohnung in Folge, irgendwann reicht’s", meint die Mieterin.
Ein anderes Problem mit den Instandsetzungen hat das Wiener Kontrollamt: Laut einem aktuellen Prüfbericht, der am Mittwoch veröffentlicht wurde, gibt Wiener Wohnen zu viel Geld dafür aus. Vor allem würden die Kosten bei der Aufkategorisierung enorm zu Buche schlagen: Ein Vergleich zeige, dass die durchschnittlichen Kosten pro Wohnung bei einer Aufkategorisierung sogar mehr als doppelt so hoch waren als bei einer normalen Instandsetzung.
Für das Jahr 2009 errechnete sich laut Kontrollamt ein durchschnittlicher Betrag von 43.000 Euro für eine Aufkategorisierung von Kategorie B auf Kategorie A. Im Jahr 2010 betrug dieser Wert rund 45.000 Euro. Die durchschnittlichen für Instandsetzungsarbeiten aufgewendeten Kosten betrugen aber nur 22.000 Euro.
Ein weiterer Kritikpunkt des Kontrollamtes: Laut dem Geschäftsbericht von Wiener Wohnen wurde 2010 nach Beendigung des Mietverhältnisses bei 9128 Wohnungen mit der Sanierung begonnen. Dabei gibt es unterschiedliche Varianten der Instandsetzung – das reicht von simplen Verbesserungsarbeiten über das Abstemmen von Wand- und Bodenfliesen, bis hin zum Neuverlegen von Elektroleitungen und der Installation von Fernwärmeanschlüssen. Zur Modernisierung des Wohnungsbestandes werden leere Wohnungen der Kategorie C und D, mit einer Wohnungsgröße von mehr als 30 Quadratmeter, auf die Ausstattungskategorie A angehoben.
Diese Festlegung automatisch ohne Beachtung der Hauptmietzinsreserve und der Hauptmietzinseinnahmen durchzuführen, erscheint dem Kontrollamt "unter den gebotenen Prämissen der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit kritikwürdig". Es empfiehlt Wiener Wohnen daher die Einführung einer Kosten-Nutzen-Rechnung sowohl für den Bereich der Aufkategorisierungen als auch für die Instandsetzungsarbeiten von Leerwohnungen – was laut einer schriftlichen Stellungnahme von Wiener Wohnen bereits mittels eines Kostenblattes erfolge.
Zusätzlich sind laut Wiener Wohnen Kostendeckel pro Quadratmeter eingeführt worden, deren Überschreitung nur in begründeten Ausnahmefällen erfolgen dürfe. Der Instandsetzungsumfang erfolge entsprechend der Kategorie nur bis zum erforderlichen gesetzlichen Ausmaß. Ausnahme seien eben Aufkategorisierungen, die einen höheren Standard bieten – deshalb auch die höheren Kosten. Aber aufgrund der in den letzten Jahren gestiegenen Nachfrage nach günstigem Wohnraum stelle Wiener Wohnen mittlerweile wieder verstärkt Wohnungen der Kategorie B und C zur Verfügung. Auf Kategorie A aufgewertet werde nur noch selektiv.
In einem weiterem Prüfbericht zu Betriebskostenabrechnungen ist das Kontrollamt auf "Kostentreiber" gestoßen. Und zwar bei Hausbesorgungsarbeiten, Müllabfuhr und Gartenbetreuung. In einem Fall dürfte den Mietern sogar der Wasserverbrauch verrechnet worden sein, den eine Sanierungsfirma verursacht hatte. Wiener Wohnen wurde empfohlen, die Weiterverrechnung an die Mieter mit "größtmöglicher Sorgfalt durchzuführen und Einsparungspotenziale zu realisieren"
"Bereits alles entschärft"
Insgesamt reagierte man am Mittwoch bei Wiener Wohnen relativierend: "Unsere inzwischen gesetzten Maßnahmen haben bereits die angesprochenen Punkte entschärft, erklärte ein Sprecher der "Wiener Zeitung"

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