Samstag, 11. Juli 2015

Sozialer Wohnbau für Familie eines Luxuspensionisten

 Adolf Wala zählt zu jenen OeNB-Luxuspensionisten, die monatlich knapp 32.000 Euro erhalten. Seine Tochter und Stieftochter sind Unternehmerinnnen im ersten Bezirk - und leben in geförderten Wohnungen der Sozialbau AG im Nobelbezirk Döbling.

Wien Innenstadt, Kohlmarkt 5, Beletage. Hier betreibt Ingrid Bayer von Bayersburg-Wala den Beautysalon Topkapi. Motto: "Permanent schön.“ Einen Steinwurf weiter, am Graben 31, residiert die Joy of Style Jewellery, der Schmuckladen ihrer Stiefschwester Sabine Schaaf. Beide wohnen im Nobelbezirk Döbling, Ingrid um kolportierte 600 Euro Monatsmiete in zwei zusammen gelegten Appartements in der Eichendorffgasse, Sabine in der Gugitzgasse.
Das Wohnhaus in der Eichendorffgasse gehört seit 1973 der gemeinnützigen Wiener Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Volksbau, jenes in der Gugitzgasse der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Neuland. Beide sind Teil des Konzernverbunds der Sozialbau AG, Österreichs größter gemeinnütziger Wohnbaugesellschaft mit knapp 49.000 Wohnungen. Aufsichtsrat der Sozialbau ist Adolf Wala, der Vater von Ingrid Bayer von Bayersburg-Wala und - in zweiter Ehe - Stiefvater von Sabine Schaaf.
Er war von 1998 bis 2003 Präsident der Oesterreichischen Nationalbank und zählt zu jenen OeNB-"Luxuspenionisten“, denen eine Rente von monatlich knapp 32.000 Euro zusteht. Gegen deren gesetzliche Kürzung zog Wala, derzeit Vorstand der Bankenbeteiligungsgesellschaft Fimbag, vor Gericht, was für Empörung sorgte.
Wala hat den Sachverhalt, dass seine Tochter und seine Stieftochter in Objekten wohnen, die letztlich unter seinem Aufsichtsrats-Einfluss stehen, vorsorglich bei seinem Rechtsanwalt deponiert. Offenbar, um der Frage den Wind aus den Segeln zu nehmen, wo denn die "Dringlichkeit des Wohnungsbedarfs aus wirtschaftlichen Gründen“ bei zwei Unternehmerinnen mit Sitz im ersten Bezirk liegen könne. Dieses Kriterium ist nämlich laut Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) das oberste Vergabegebot aller gemeinnützigen Wohnbauträger, die deswegen auch von der Körperschaftssteuer befreit sind.
Der Darstellung zufolge habe seine Tochter Ingrid bereits vor 30 Jahren, als sie noch Bankangestelle war, um diese Wohnung angesucht. "Das Haus liegt zwar schön, ist aber eines der ältesten Gebäude der Sozialbau ohne Aufzug und eigentlich ein Wahnsinn“, sagt Wala. "Außerdem ist es ist ja keine Schande, wenn sich jemand später hocharbeitet.“ Und seine Stieftochter Sabine habe bereits im Objekt Gugitzgasse gewohnt, bevor er deren Mutter heiratete. Wala: "Ich war als Aufsichtsrat der Sozialbau nie mit diesen beiden Vergaben befasst.“ Nachsatz: "Aber in Wien ist jetzt Wahlkampf, und viele versuchen, den gemeinnützigen Wohnbau in Misskredit zu bringen.“
Was angesichts einer ganzen Reihe gut betuchter Nutzer von Sozialwohnungen doch irgendwie verständlich ist.
Der Wiener Wahlkampf bringt wieder einmal die Vergabepraxis, den Postenschacher und die finanzielle Intransparenz der gemeinnützigen Wohnbauträger in den Blickpunkt.


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