Montag, 20. April 2015

Wie Häupl und Strache wirklich sind. Kleine Vorschau auf den Wiener Wahlkampf.


Ein Kampf der Giganten verspricht die Landtagswahl in Wien zu werden. In der roten Ringecke der Titelverteidiger Michael Häupl - ein Herkules, der laut eigenen Angaben in eineinhalb Tagen die Lehrerarbeit einer ganzen Woche verrichtet. In der blauen Ringecke der Herausforderer Heinz-Christian Strache - der Mann, der von sich selbst als dem "letzten Ritter des Abendlandes" spricht.

Zwei starke Ansagen, von denen man jener Michael Häupls allerdings eine Idee mehr Glauben schenkt. Denn die Spuren seiner pädagogischen Herkulesarbeit finden sich in der Bundeshauptstadt auf Schritt und Tritt. Seine volksbildnerische Handschrift ist auf allen Wiener Mistkübeln zu finden, die mit einer dem klassischen Bildungskanon entnommenen Aufschrift feinsinnig an ihre Zweckwidmung gemahnen: "Host an Tschick?"

Überhaupt geriet das Wiener Rathaus unter Michael Häupl zur versonnenen Dichterklause. Lorbeerbekränzte Magistratsbeamte drechseln - ehe sie ins Elysium der Frühpension entschweben - die entzückendsten Reime und feilen an himmlisch plätschernden Wortgirlanden. Kein Dante, kein Rilke, nein, der Wiener Magistrat hat der Welt den Satz "Im Summa samma in da City" geschenkt. Die Brillanz dieses Stabreims beeindruckte die Rathausgewaltigen derart, dass sie das zarte poetische Gespinst jahrelang großformatig an allen Wiener Stadteinfahrten aufstellten.

Das ist die Handschrift eines großen, nimmermüden Lehrers. Was will dagegen ein Mann ausrichten, der von sich selbst sagt, der Letzte seines Geschlechts zu sein?

Wobei in Straches Selbstbeschreibung vielleicht versteckte Botschaften stecken. Als letzter Ritter gilt ja Kaiser Maximilian I., in dessen Nachfolge sich der FPÖ-Obmann nun stellt. Auch Maximilian war ein selbstbewusster Mann mit starkem Hang zur Selbstdarstellung, der gern überall Bilder und Darstellungen von sich sah. So weit, so Strache.

Doch Maximilian hatte auch eine andere Seite. Um sich selbst an seine Vergänglichkeit zu erinnern, führte er auf Reisen stets einen Sarg mit sich (seine Sekretäre verstauten darin die Akten). Und in seinem Tiroler Schloss Tratzberg hinterließ der Habsburger-Kaiser folgende nachdenkliche Inschrift:

"Ich leb', weiß nicht wie lang,

und sterb', weiß nicht wann,

muss fahren, weiß nicht wohin,

mich wundert, dass ich so fröhlich bin."

Wer weiß, vielleicht wundert sich Strache auch manchmal über sich selbst? Der Poet und der Grüblerische - wie gesagt: Es wird ein spannender Wiener Wahlkampf.


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