Donnerstag, 18. Dezember 2014

Chaos in Wien

Wien (OTS/fpd) - Seit 2012 gab es eine Expertenrunde mit Wohnpartnern und Mieterbeiräten zur Ausarbeitung eines neuen Mietermitbestimmungsstatuts für Wiener Wohnen. Der Entwurf sollte vor der Beschlussfassung im Gemeinderat den Mieterbeiräten der Expertengruppe zur Überprüfung der Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen bis spätestens Mitte 2014 übergeben werden. "Diese Vereinbarung wurde von Stadtrat Ludwig nicht eingehalten", zeigt sich FPÖ-Wien Gemeinderat LAbg. Mag. Günter Kasal von der überheblichen Vorgehensweise von Ludwig entsetzt.
"Der vorgelegte Entwurf widerspricht unzähligen Intentionen der Mieterbeiräte und Experten und wird künftig jegliche Mitbestimmung im Gemeindebau verhindern", kritisiert Kasal. Gleichzeitig spricht ein Mitglied aus Ludwigs Expertenrunde von einer undemokratischen Vorgangsweise und "unwürdigem" Verhalten des Wohnbaustadtrates. "Aus guten Gründen", bestätigt Kasal, "finden sich in der Neufassung des Mitbestimmungsstatuts nur Verschlechterungen in der Mietermitbestimmung, Unzulänglichkeiten und sogar grobe Fehler!"
Mitbestimmung hat es bei Wiener Wohnen noch nie gegeben. Vielleicht auf dem Papier, aber Papier ist geduldig. In der Praxis nie. Der Mieter wird und wurde immer nur vor beschlossene Tatsachen gestellt, Schluss und Aus. Ein Beispiel sei hier aufgeführt. Wienerfeld West | Im Thema um die Renovierung der Wienerfeld West Siedlung, erfolgt derzeit die nächste Schikane durch Wiener Wohnen. Da laut Brandschutzverordnung die Haustüren nach außen hin zu öffnen sein müssen, wurden die ohnehin desolaten Türen einfach auf der Außenseite angeschlagen. Die Briefschlitze sind auf der falschen Seite, so das die Postwurfsendungen maximal nach draußen befördert werden können.  Aber viel schlimmer ist, das die älteren Mieter, sich beim verlassen des Hauses nicht mehr am Handlauf festhalten können, da dieser von der geöffneten Türe verdeckt wird. Eine Schikane auf kosten der Mieter und eine vorsätzliche Gefährdung der alten Menschen!
Die Mieterbeiräte waren und sind immer nur ein Instrument gewesen um die Mieter auszuspionieren. Diese sind jetzt nicht mehr notwendig, für die Aufgaben die sie tun hätten sollen, eben die Mieter bei Beschwerden abzuhalten in die Zentrale zu gehen. Jetzt gibt es kleine Anlaufstellen, die ersetzt sind, nicht jeden Tag, einmal in der Woche.
Kasal berichtet über zahlreiche bereits eingebrachte Stellungnahmen von entsetzten Mieterbeiräten und befürchtet, "dass bei Beschlussfassung künftig keine einzige Form der Mitbestimmung für Mieterbeiräte im Gemeindebau mehr möglich wäre." Er verlangt eine nachhaltige Kooperation mit den Mieterbeiräten im Expertengremium und die Sicherstellung der Partizipation vor einer Beschlussfassung im Gemeinderat. "Das Zurück an den Start soll das Miteinander mit den gewählten Mieterbeiräten gewährleisten", so Kasal abschließend. Aus  diesem Grund beantragt die FPÖ-Wien die Absetzung des Entwurfs von der Tagesordnung.
Viel wichtiger als diese unnötigen Mieterbeiräte, die nur der verlängerte Arm von Wiener Wohnen war, ist vielmehr, dass die Wiener Stadtregierung von ihrer eigenen Forderung nach ausreichendem, leistbarem Wohnen weit entfernt ist. Wien ist im Bundesländervergleich Schlusslicht in Bezug auf die Schaffung von neuem Wohnraum. So wurde im Bundesdurchschnitt in den letzten zehn Jahren der Bestand an neu errichteten Wohneinheiten um mehr als 15% erhöht, in Wien hingegen nur um 8%. An vorletzter Stelle liegt Niederösterreich mit immerhin 15,5%. Spitze in der Schaffung von neuem Wohnraum ist Tirol mit 23,7%.
Überhaupt ist die Investition in Wohnbau unter Rot-Grün deutlich gesunken. Für Sanierungen wurden von Wiener Wohnen 2011 noch 222 Millionen Euro ausgegeben. 2013 sind sie bereits auf 160 Millionen Euro gesunken. Die Wohnbauförderung sank von 644 Millionen Euro 2010 auf 607 Millionen Euro 2013. Insgesamt sind die Wohnbauinvestitionen von 2010 auf 2013 um 200 Millionen gesunken. Die Frage, wie Rot-Grün auf diese Weise den, in erster Linie aufgrund des ungehemmten Zuzuges nach Wien, steigenden Wohnungsbedarf bewältigen will, bleibt weiterhin unbeantwortet.
Wichtig ist auch noch, dass die Gebühren nicht wieder erhöht werden, was voraussichtlich geschehen wird, denn allein in Wien wurden die kommunalen Gebühren seit 2010 um 17,7 Prozent angehoben. Darunter fielen drastische Erhöhungen wie jene für Wasser um 33(!) Prozent im Jahr 2012. Der Häupl soll zuerst seine Hausaufgaben machen und durch eine sozial verträgliche Gebühren- und Tarifpolitik den Menschen in Wien wieder mehr Geld im Börsel lassen und den über 390.000 von Armut Betroffenen wieder ein Leben in Würde zu ermöglichen.
"Alle Monate das gleiche Bild - der starke Anstieg der Mieten trägt wesentlich zur im europäischen Vergleich hohen Inflationsrate in Österreich bei. So lag die Teuerung bei den Mieten im November bei satten fünf Prozent. Es ist an der Zeit, dass die ÖVP endlich ihre Blockade gegen ein neues, faires Mietrecht aufgibt und der Gesetzgeber auf die Bremse gegen die Mietenexplosion steigt", fordert der Vizepräsident des Pensionistenverbands Österreich (PVÖ), Bundesminister a.D. Rudolf Edlinger.
Die Teuerung bei den Mieten war im heurigen November mit fünf Prozent dreimal so hoch wie die durchschnittliche Teuerung, so Edlinger weiter. "Eine Entwicklung, die nicht länger achselzuckend hingenommen werden darf. Denn sie trifft vor allem die sozial schwächeren Bevölkerungsschichten, darunter zahlreiche PensionistInnen besonders hart", so Edlinger, der abschließend klarstellt: "Wohnen ist ein Grundrecht des Menschen, es darf nicht zum reinen Spekulationsobjekt und damit zum Luxusgut werden. Angesichts der Fakten ist es längst an der Zeit für ein neues Mietrechtsgesetz, das dem exorbitanten Anstieg der Mieten in privaten Wohnhäusern endlich einen Riegel vorschiebt und Wohnen wieder leistbarer macht!"
Mieterbeiräte sind da ganz uninteressant, sie können nichts unternehmen, die Mieten steigen ins Unermessliche, die Abgaben, die Gebühren steigen, nur der Lohn, Gehalt bleibt zurück. Die Arbeitnehmer werden ärmer, wenn aber, ein Arbeitnehmer ärmer wird, muss zwangsläufig jemand reicher werden. Wir können uns das auf einen Finger abzählen, wer da reicher wird. Das sind die Kapitalisten, die verdienen. Sie verdienen auch an der Wirtschaftskrise, denn der Arbeitnehmer ist verunsichert und das kostet ihm eine Lohnerhöhung. Weniger Lohn, eine Arbeit, mehr Lohn und ich schmeiß dich raus. Da draußen warten 500.000 Arbeitslose auf einen neuen Job. So geht das. Vor der Wahl wissen sie alles nach der Wahl haben sie alles wieder vergessen. Jetzt sind Verhandlungen angelaufen über das Wiener Wahlrecht. Häupl hat es schon im Vorfeld gesagt: „Wem interessiert das?“ Und genauso müssen wir es betrachten. Die Grünen stehen zur Wahl, vorzuweisen haben sie wenig bis nichts, da muss eben das Wahlrecht herhalten. Die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou berichtete nach Sitzungsende von "konstruktiven Gesprächen": "Wir haben Hintergründe und Standpunkte ausgetauscht und werden nun schnell eine Lösung suchen." Die Karten würden jetzt auf dem Tisch liegen. Auch Vassilakou versicherte, dass die Wien-Wahl trotz Streits planmäßig im kommenden Herbst stattfinden werde. Die rot-grüne Stadtkoalition ringt bereits seit mehr als drei Jahren um eine Reform des derzeitigen Wahlrechts. Schon lange einig ist man sich bei der Aufwertung des Persönlichkeitswahlrechts und der Abschaffung der Nachsendefrist für Briefwähler. Knackpunkt ist nach wie vor der künftige Schlüssel für die Mandatsverteilung. Die jetzige Regelung begünstigt die stimmenstärkste Partei - also die SPÖ.


(Schluss)paw

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