Montag, 4. November 2013

Umgehungsverträge bei der Stadt Wien?

Umgehungsverträge bei der Stadt Wien?

Viele gut ausgebildete Junge arbeiten auf Werkvertragsbasis, obwohl ihre Arbeit einem Angestelltenverhältnis entspricht. Auch die Stadt Wien soll jahrelang Umgehungsverträge verwendet haben. Vier Abfallberaterinnen der MA 48 klagten deshalb und bekamen recht, berichtete Ö1.
Mit den Umgehungsvertägen versuchen die Arbeitgeber das Arbeitsrecht, den jeweiligen Kollektivvertrag und Betriebsvereinbarungen zu umgehen. Auch die Stadt Wien soll von dieser Praxis Gebrauch gemacht haben. Vier Abfallberaterinnen bei der MA 48 klagten daher die Stadt und bekamen Recht.
Eine der Beraterinnen schilderte gegenüber dem Ö1-Morgenjournal ihren Fall. Sie fand ihre Arbeit als Abfallberaterin immer spannend. Dabei beantwortete sie Fragen per Mail und Telefon, hielt Vorträge über Abfallvermeidung in Kindergärten und Schulen und führte Interessierte durch die Müllverbrennungsanlage Wien, alles auf Werkvertragsbasis. „Es war kein Werkvertrag. Wir hatten fixe Dienstzeiten, wir waren weisungsgebunden, wir hatten Dienstkleidung, wir hatten Ausweise von der MA48 und Visitenkarten", sagt die Beraterin, die anonym bleiben will.

Kein Urlaub, kein Krankenstand, keine Sicherheit

Im Gegensatz zu den angestellten Kollegen hatten die Abfallberaterinnen weder Anspruch auf bezahlten Urlaub, noch Krankenstand, von 13. und 14. Gehalt ganz zu schweigen. Auch viele arbeitsrechtliche Bestimmungen galten nicht. „Ich habe immer gedacht, es liegt an mir, weil ich nicht nein sagen kann und manchmal 60 bis 70 Stunden in der Woche arbeite. Wenn man einmal nein sagt, hat man das Gefühl, dass man verliert und das nächste Mal nicht mehr gefragt wird. Man ist dann finanziell abgeschnitten und fällt zurück.“
Nach dem Verfahren werden die vier ehemaligen Abfallberaterinnen zwar angestellt, aber nicht ihrer Qualifikation als Akademikerinnen entsprechend. Eine der Betroffenen fühlt sich aufgrund der Klage strafversetzt. „So wie man mir meine Arbeit beschrieben hat, muss ich händisch ausgefüllte Formulare in den Computer eingeben und dann ausdrucken.“ Sie werde diese Arbeit nicht lange machen, sagt sie. „Es sind noch weitere Verfahren anhängig. Bei mir wird es wahrscheinlich auch eine Klage wegen der Tätigkeit sein.“
Im Büro von Stadträtin Ulrike Sima (SPÖ) will man nichts davon wissen, dass man als Abfallberaterin ein Studium braucht. Die ehemaligen Abfallberaterinnen seien der Qualifikation ihrer früheren Tätigkeit entsprechend eingestuft worden. Die Abfallberaterin tritt am Montag ihren Dienst an. Im Gehaltsschema sei sie als Akademikerin nicht einmal auf Maturaniveau eingestuft, sagt sie. Und das nach acht Jahren Dienst bei der Stadt.
(ORF, 4.11.2013)


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